Donnerstag, 31. Januar 2008

Dick und doof?

Ich habe ein Prosa-Gedicht über die Traurigkeit an meine Freunde versand. Jedermann denkt nun, ich hätte Fürchterliches erlebt und verfalle deshalb in Depression. Ganz so ist das nicht, dennoch bin ich erschüttert über gewisse Zusammenhänge, von denen ich zeitlebens nichts geahnt habe und deshalb mir eine gewisse Fröhlichkeit bewahren konnte, damit ist es jetzt vorbei. Aus!

Schuld ist der Verbraucherminister und die Verzehrstudie, die Auskunft über Essgewohnheiten der Deutschen und deren Folgen aufgezeigt hat. Nun ist es ja offenbar ein Privileg des Homo Sapiens, den Dingen des Lebens und der Natur durch wissenschaftliche Methoden z. B. messen, zählen, beobachtende Vergleiche und deren Analyen auf den Grund zu gehen, um hinterher alles gründlich zu ignorieren. Diese Studie ist jedoch von einer gesellschaftlichen Brisanz gegen die sich Terrorismus wie Ringelrein ausnimmt!

Von wegen, ich übertreibe. Woher kommt denn meine tiefe Traurigkeit? Genau, ich habe über die Behauptung der Studie nachgedacht. Da ihr das auch tut, wird unser Volk oder ein grosser Teil davon in tiefe Verzweiflung gestürzt, nachhaltig und nicht nur kurzfristig wie nach einem verlorenen Länderspiel im Fuss- oder Handball. Hier die Fakten!

Das Schimpfwort heisst ADIPOSITAS, wenn ihr nicht wisst, was das bedeutet, dann stellt euch auf die Personenwaage, seht senkrecht nach unten und wenn ihr die Anzeige nicht lesen könnt: aha Adipositas. Im Klartext für dumme Dicke: das ist Fettleibigkeit. Übergewicht infolge falscher Ernährung als Ausdruck fehlender Bildung. Dummheit frisst, Intelligenz säuft heisst es im Volksmund, hätte dieser doch den Mund gehalten! Da schreibt die Verzehrstudie einfach ab, was an Vorurteilen im dumpfen Volksempfinden verankert ist und verbrämt dies, weil hier sicherlich Steuergelder verschleudert wurden mit diesem Unwort von ADIPOSITAS, das wahrscheinlich nur Ärzte verstehen, die nicht mehr zu streiken brauchen, da mit diesem gefährlichen Ausdruck die Patienten reihenweise in die Praxen getrieben werden. Herzinfarkt, Zucker und Rücken sind angesagt. Ja auch Rücken, denn die marode Wirbelsäule wird unter Fettmassen buchstäblich plattgedrückt! Alles nur wegen Mangel an Bildung. Ich bin dafür ein gutes Beisspiel.

Mein Arzt hat z.B. festgestellt, dass ich für meine Grösse und mein Alter ein paar Kilo zu schwer bin, ermittelt an einer Kennzahl, die 25 sein dürfte aber bei mir den Quotienten 27 anzeigt. Klare Bildungslücke von gefühlten 2 Einheiten. Seit Tagen zerbreche ich mir den Kopf, woher das kommen mag. Im Gespräch mit einem guten Bekannten kamen wir der Lösung näher.

„Hast du Klopstock gelesen?“ „Nein,“ antwortete ich beschämt aber froh im Innersten einen Ansatzpunkt gefunden zu haben. Ich lieh mir also ein paar Bände von Klopstock (Ausgabe Leipzig 1926) aus, legte einige davon auf die Küchenwaage und verglich deren Gewicht mit meinem Übergewicht. Ha, hab ich dich, dachte ich so für mich hin. Ich wusste also, was zu tun ist und bin dabei den gesamten Klopstock zu lesen, was zugegebener Weise anstrengend ist und Zeit kostet. Ich bin Rentner, folglich hab ich wenig Zeit aber da muss ich durch. Schliesslich hab ich „Rücken“ wie ihr ja wisst.

Zurück zur Studie, die behauptet der Mangel an Bildung führt zur falschen Ernährung und zu Übergewicht, von dem die Männer mit 51% betroffen sind. (unnötig zu erwähnen, dass die Wissenschaftler weiblichen Geschlechts waren). Übergewicht hat eine Reihe von schwerwiegenden Krankheiten zur Folge, was wiederum die Kosten des Gesundheitssystems überfordert und demnach den Staat in die Pleite treibt, Aushöhlung des Systems und der staatlichen Ordnung durch subtile Fresssucht, nachhaltiger als dies die Terroristen durch Bomben erreichen könnten.

Wer ist Schuld? Die Dummheit, zudem kleinstaatlich gefördert und durch PISA in ihrer Wirkung ständig kontrolliert. Bei soviel Dummheit verschlägt es einem direkt die Sprache bzw. die Tasten!

Wer dick ist, ist dumm? Wie sagte doch einst August der Starke, König von Sachsen? „Lasst dicke Menschen um mich sein!“ Er meinte damit bestimmt keine Dummköpfe sondern jene liebenswerten, gemütlichen und humorvollen Charakteren, die das Leben so lebenswert machen. Dies bedenkend, lege ich meinen Klostock zur Seite und freue mich auf eine knusprig von Fett triefende Schweinshaxe. Ich bin gerne dumm, guten Appetit!

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