Freitag, 30. November 2007

Mahnung

Die Krähen fliegen in Scharen,

der Adler fliegt allein.

Soll dies des Lebens wahrer,

des Daseins Inhalt sein?

*

Auf starken Schwingen gleiten

hoch über allem hin,

nur einsam für sich streiten,

gibt das dem Leben Sinn?
*

Hoch über Wolken schweben

mit dem geschärften Blick

im ruhelosen Streben

stets nach dem eignen Glück?

*

Erhabenheit erzwingen,

die Welt weit unser sich

und mit den grosssen Schwingen

zu hoch entfernen sich?

*

Zufliegen ohne Scheu

auf gleissend Sonnenball?

Des Daedalus gedenke –denn Reu`

kommt mit dem Fall!

Mittwoch, 28. November 2007

Irgendwer ist immer der Dumme

Ein Fussball-Fan, der hat es schwer,

denn er leidet oftmals mehr,

als ein Hund, dem man gerad

auf den Schwanz getreten hat.

Dabei tritt in unserm Fall

der Verteidiger nicht den Ball,

was den Torwart irritiert,

der dann auch den Ball verliert.

Dieser trollert vor sich hin

in das Tor – und das gibt Sinn:

denn im Spiel, das wir geniessen,

geht es um das Tore schiessen.

Doch ein Albtraum – gar nicht gut,

wenn denn dies der Gegner tut.

Im Verein kommt man zum Schluss,

dass sich etwas ändern muss!

Der Vorstand hat es schon beschlossen:

jetzt wird der Trainer abgeschossen.

Den Fan erfreut ´s, weil der geniesst,

wenn jemand überhaupt mal schiesst!

Dienstag, 27. November 2007

Jeder hat seinen Geschmack

Jung Siegfried war ein stolzer Knab.

Er badete im Blut des Drachen,

weil es den damals ja noch gab.

Heut´ könnte er es nicht mehr machen!

*

Die Damen im Ägypter-Reich,

die badeten in Eselsmilch.

Dadurch wurd` ihre Haut ganz weich

und nicht so knittrich wie beim Knilch!

*

Die Diva, fern in Hollywood,

die räkelt sich im Sekt.

Doch fraglich ist, ob ihre …….+

hernach noch prickelnd schmeckt.

*

Politiker –speziell vor Wahlen –

die baden gerne in der Menge.

Doch leiden sie zuweilen Qualen,

wenn allzu eng wird das Gedränge.

*

Ich folge dem Hygiene-Plan.

…Zu Ostern, ich geb´s zu:

weil mich so jeder riechen kann!

Chacun a son gou…..

+ bitte einsetzen: Flut (was sonst?)

Montag, 26. November 2007

Aller Segen kommt von oben…

Wenn jemand versucht, den Bodensee mit einem Löffel trocken zu legen, hält man ihn keineswegs für ausdauernd sondern für unheilbar verrückt. Desgleichen würde man denjenigen für irre halten, der mit einem Haarföhn versuchte, die Polkappen zu schmelzen.

Dennoch gibt es Leute, die sich nicht erblöden ähnliche Unterfangen ernsthaft zu versuchen

Ich gestehe beschämt, dass ich mich unter diese bekloppten Illusionäre einreihen kann –

oder würde je ein vernünftiger Mensch darangehen, reichlich herabfallendes Herbstlaub bei hiesigen Windverhältnissen zusammenzukehren? Seht ihr, der Herrgott hat sich schon etwas dabei gedacht, die Blätterpracht der Schwerkraft zu überlassen und nicht unnütziger Weise in den Himmel hinaufzutragen, wo höchstens Heilige verrotten aber ansonsten nichts gedüngt werden muss.

Aber ich schlaues Kerlchen muss mich dem widersetzen, renitent wie ich bin.

Gut ausgerüstet mit einem Besen, dessen Borsten selbst einer Wildsau Lustschreie entlocken könnten, mache ich mich in unserer Hauszufahrt ebenso entschlossen wie unsensibel ans Werk. Die Auffahrt zur Garage ist der Weg des Willkommens für alle Besucher und Gäste, er hat also proper und sauber zu sein, ehrlich gestanden auch der Nachbarn wegen…..man kennt sich….und man hat sich gern, das soll auch so bleiben.

Die strategischen Planungen in Bezug auf Windrichtung, Besenwinkel, Schub- und Zugrichtung sind abgeschlossen, frischer Tatendrang bildet die Motivation erster Fegebewegungen. Eine kleine Gasse – Besenbreite – tut sich auf, vor dem Besen sammelt sich ein Häuflein betroffener Blätter… ein kurzes Zurücksetzen für einen weiteren Fegeschwung… schon verwirbelt eine kurze aber effektive Windbö den kleinen Blätterhaufen, dessen Mitglieder sich wie zum Hohn mit der restlichen Laubdecke verbinden. Neuer Ansatz- schräg zur Wand, damit sich die Blätter dort versammeln. Die erweisen sich jedoch als undemokratisch und haben zum Versammeln keine Lust.

Eine weitere Brise- flugs streben sie wieder auseinander. Ich zähle die Versuche schon nicht mehr. Es gelingt nie eine kleine Gasse frei zu fegen, wenn dann, nur den Bruchteil einer Minute. Da helfen selbst neu eingesetzte Laubbesen und Eimer, direkt an die Häuflein Blätterelends herangebracht, nicht viel.

Nach zwei Stunden und exakt 9 ½ Minauten sieht die Einfahrt noch genauso aus wie zu Beginn meiner Bemühungen, mit dem Unterschied, dass ich bei genauem Hinsehen das

das eine oder andere Blatt noch nicht kenne, weil der Nachbarbaum es mir dankenswerter Weise zusätzlich zu Füssen legte. Aller Segen kommt von oben!

Frustriert gebe ich auf.

Nachts im Traum höre ich einen leisen Wellenschlag. Ich sitze an der Promenade in Konstanz und bin emsig dabei, mit einem Löffel den Bodensee trockenzulegen.

Gut, dass ich nicht am Pol sitze - sonst hätte ich mich wohlmöglich noch erkältet….

Samstag, 24. November 2007

Schieflage

Im Alter verhalten Menschen sich recht unterschiedlich, sonst zwar sowieso auch, aber im Alter kann man das Verhalten klassifizieren oder besser typisieren. Da sind die Altersmilden. Sie gehören zu den Schreckhaften, die Angesichts ihrer Endlichkeit noch einen Fuss in die Himmelstür stellen wollen. Der andere Typus ist der Altersweise, der sich sorgt, nicht im Speziellen sondern im Globalen im Übergeordneten, z.B. um die Zukunft Deutschlands und um die, die die Zukunft gestalten sollen. Die Altersweisen wollen unbedingt, dass alle noch einmal von ihrer Weisheit profitieren sollen und aus Lebenserfahrungen lernen. Dazu ist es natürlich erforderlich, dass diese auch vermittelt werden. Der Hauspoet gehört zu diesem letzten Typus (sowohl was den grammatikalischen Zusammenhang angeht als auch im wörtlichen Sinne ) Meine Frau meint die Vermittlung meiner Weisheiten hätten genauso viel mit dem tatsächlichen Leben zu tun, wie ein Drehbuch der Serie „Wege zum Glück“. Ich kann Kritik gut vertragen, wenn sie unberechtigt ist. Ich habe eine kluge Lebensgefährtin, da wird es dann etwas schwierig. Wäre aber traurig, wenn ich mich dadurch abhalten liesse, wozu gibt es das stille Kämmerlein? Ich mache mir also globale Sorgen um Deutschland und das ist gut so.

Da sind z.B. die Pisaergebnisse. Ihr kennt doch PISA? Das ist eine Abkürzung für – ach, hab ich vergessen, schlagt doch selbst nach! Folgt dabei aber nicht dem Rat aus My Fair Lady , bei Shakespeare findet ihr vielleicht Verona oder Padua. Das hat mit PISA nichts zu tun, höchstens mit der Schieflage des berühmten Turmes.

Also: Google. So nun wisst ihr Bescheid, das ist eine solide Grundlage auf der wir uns weiter unterhalten können.

Um eben diese Grundlagen geht es. Ich habe mich informiert und bin erschüttert. Nicht über die Ergebnisse der Studie, sonder darüber, wie man deutsche Schüler untermangelt. Lasst es mich erklären. Früher tat man dies im Neuen Testament durch Gleichnisse, später bei La Fontaine (dem echten, Jaen) mit Fabeln, ich als bescheidener Hauspoet tue es mit Beispielen.

Nehmen wir einmal an, meine Kegelbrüder und ich…keine Unterbrechung, ich weiss, dass ich in keinem Kegelverein bin…ich nehme doch nur an. Also.

Wir sind in die Türkei eingeladen….was, ich kriege keine Einladung, weil der Türkische Geheimdienst längst weiss, dass ich in meiner Jugend Karl May „Durch`s wilde Kurdistan“ gelesen habe..Kurdistan! Ist doch nur hypothetisch!

Wir sind vom Kultusminister nach Anatolien zum Besuch einer Schule eingeladen worden. Verdammt, ich weiss doch, dass Kegelvereine keine Kultur repräsentieren

lasst mich doch weiter erzählen.

Wir werden herzlich mit Apfeltee begrüsst, schon hat man uns einen wertlosen Teppich verscherbelt (man kennt die Gastfreundschaft der Türken) und dann nehmen wir am Unterricht teil.

Es sind fünf Schüler anwesend, die anderen befinden sich gerade bei der Tomatenernte und entgehen so der PISA-Prüfung. Wir machen mit. Es liegt die Kopie eines Zeitungsausschnitts auf dem Tisch, von dem nur die Überschrift uns etwas sagt: ATATÜRK.

Es geht los. Jeder soll laut den Artikel vorlesen. Für die türkischen Kinder eine Kleinigkeit. Wir sind dran und verstehen durch Gestik und weil ein Schüler, der in Deutschland einen grossen Bruder hat, der Kokain vertickt, radebrecht : he, soll lüsen.

Wir tun unser Bestes und das ist nicht einmal ungenügend. Die vielen Üs sind für unsere Zungen nicht beherrschbar, nur Hermann, der noch vom gestrigen Abend total besoffen ist, schafft ein flüssiges Lallen aber unverständlich!

Es folgt das schriftliche Nacherzählen des Artikels. Ausser ATATÜRK bringen wir nichts auf das Papier. Kurzum, wir haben den türkischen Schülern die Leistungskurve dermassen vermasselt, dass die PISA Studie zu dem Ergebnis kommt: türkische Schüler dümpeln kurz vor dem Analphabetismus.

Aha, ihr habt also gemerkt worauf ich hinaus will. Ich kenne Pädagogen,

allerdings nur wenige – man muss ja darauf achten, mit wem man sich abgibt-

also, ich kenne Pädagogen, die haben mir auf die Schulter geklopft: endlich einer, der das Problem erkannt hat! Kaum, dass sie das sagten, packten sie ihre Koffer und flogen in einen sechswöchigen Urlaub, die faulen Säcke.

Ich glaube, ich werde doch besser altersmilde.

Baum der Erkenntnis

Den Biblischen Geschichten haftet zuweilen etwas Märchenhaftes an. Nur im Märchen geht es am Ende immer gut aus, was man aufgrund des berühmten alt-testamentarischen Zorns nicht sagen kann. Natürlich, es gibt Aussnahmen.

Adam und Eva beispielsweise, die wurden aus dem Paradies vertrieben, weil sie vom Baum der Erkenntnis genascht hatten, höchst ungezogen, doch clever! Jeder, der die Geschichte kennt, wundert sich über derartige Ansichten. Man kann zwar darüber diskutieren, ob der Baum der Erkenntnis ein Apfelbaum oder ein Pfirsichbaum gewesen sei, letzteres mit höherer Wahrscheinlichkeit, weil Köstlichkeiten ja aus dem Paradies kommen und geographisch das Paradies wohl eher im heutigen Iran zu suchen war (woher, wie jeder weiss, ja auch der Teufel also das Böse) kommt. Da ist so ein ordinärer Apfel wohl eher fehl am Platz. Egal.

Adam und Eva wurden also aus dem Paradies vertrieben, was als Strafe gedacht war. Zugleich aber wurden sie aus der Nähe des Baumes der Erkenntnis entfernt,

das hat ihnen etliche Arbeit erspart. Von wegen im Schweisse deines Angesichts usw.

Ich habe recherchiert, gründlich. Der Baum der Erkenntnis war weder Pfirsich noch Apfel: er war eine Scheinbuche, gehört botanisch zu den Birkengewächsen,

wenn euch das etwas über die Blätter sagt, schnell wachsend und reichlich Sauerstoff produzierend.

In unserem Vorgarten steht ein solcher Baum. Im Frühling und im Sommer ist er paradiesisch anzuschauen, was aus dem vorher Gesagtem nicht verwunderlich ist.

Nun aber ist es Spätherbst. Adam und Eva hatten sich da schon aus dem Staube gemacht. Ich bin sesshaft und damit beginnt das eigentliche Dilemma. Der Baum ist eitel wie eine Mode bewusste Frau: ihm gefallen seine Blätter auf einmal nicht mehr. Gutes Zureden hilft da wenig, er wirft sie weg, wie andere Leute ihre Zigarettenkippen. Alles in den Vorgarten. Auf die Strasse. Zu den Nachbarn.

Wahllos aber gerecht verteilt, schliesslich hat er Gerechtigkeit im Paradies gelernt.

Jeden Tag kämpfe ich vergeblich gegen die Blätterflut an. Ich habe „Rücken“ und alles wegen des Baumes der Erkenntnis: ich erkenne nämlich, dass jede Mühe täglicher Schufterei umsonst ist. Baum der Erkenntnis eben!

Adam und Eva haben bewusst Ungehorsam provoziert, da können andere noch so viele Märchen erzählen, sie sind vor dem Baum der Erkenntnis geflohen – oder steht irgendwo, dass einer von den Beiden vielleicht „Rücken“ hatte? Na, also!

Donnerstag, 22. November 2007

Ich habe „Rücken“

Wir alle haben über diesen Satz von Horst Schlemmer (Harpe Kerkeling) herzlich gelacht. Das war in höchstem Masse unfair, wenn nicht gar bösartig. Und bösartige Menschen kommen in die Hölle oder erleiden zumindest Höllenqualen auf Erden! Ich habe gelacht.

Nun habe ich Rücken.

Viele denken, was ist das schon „Rücken“. Das sind die, die kein Rückgrat haben, folglich „nicht Rücken“, sie müssen die Klappe halten. Manche haben zwar Mitleid aber u. U. andere Beschwerden, die sie wichtiger nehmen. Die sagen „Rücken, na, ja, ich habe ständig Kopfschmerzen.“ Kopfschmerzen – da kann man doch mit leben, wenn man Rentner ist,

wozu brauche ich als Rentner noch den Kopf, bitte sehr! Erkältung, Schnupfen , was soll´s, das kann unangenehm sein, wenn einem die Tropfen aus der Nase in die Suppe fallen. Doch in der Regel wird das ja wohl die eigene Suppe sein, jedenfalls, wenn man nicht zu gierig ist oder isst! Dann sind da noch die die Klagen, sie hätten „Herz“. Haben noch nie etwas über die Sendung ein Herz für Menschen gehört, sollen doch Spenden die Leute mit Herz! Ausserdem bietet die Industrie doch Doppelherz an, diese Klagen auf höchstem Niveau gehen mir auf den Wecker. Ehrlich!

Aber „Rücken“ ist etwas anderes, etwas Besonderes. Man kann nicht sitzen, nicht stehen und nicht liegen. Wie also? Wer ……..kann, der kann auch fliegen? Ja, spottet nur, Spotthaus kann brennen , wie meine kluge Oma immer zu sagen pflegte, und wer sagt denn, das man (na Ihr wisst schon) kann?

Wie aber kommt das mit „Rücken“? Für meine Person gesehen ist das eine sehr dumme Frage. Oder Habt ihr Schlawiner meine Kurzgeschichte nicht gelesen, die mit dem Laubfegen? Nun ich wiederhole in Kurzform und gereimt, wie es sich für den Hauspoeten gehört:

Ich habe „Rücken“,

das kommt vom Laub und Bücken!

Wenn ihr „Rücken“ habt, dürft ihr diesen Reim nicht verwenden, er ist geistiges Eigentum. Dafür jedoch könnt ihr meinen Rücken haben. Grosszügig war euer Hauspoet schon immer.

Meinen Arm kann ich noch bewegen, weswegen ich mir einen grossen Schnaps eingiesse.

Auf Ulla Schmidt und die Gesundheitsreform!

Dienstag, 20. November 2007

Die Zahl

Die Zahl, als sie noch ganz klein war,

war ässerst übersichtlich, klar.

So viele Finger, wie die Hand,

war einst das Mass im Sipp`-Verband.

War´n die zu wenig, war das Ziel,

dann alle Finger und noch viel.

Die Mayas hatten sich gedacht

wie man es komplizierter macht.

Sie rechneten im Zwölfer-Schritt,

die andern machten dies nicht mit.

Das ganze wurd´ jedoch erst übel,

betrachtet man die Zahl´n der Bibel.

Wenn Menschen so neunhundert Jahr,

wie ´s mit Methusalem geschah,

dann sind wohl Zweifel angebracht,

was wer denn da mit Zahlen macht.

Die Fehler mehrten sich zu Hauf,

die Lösung war, man schrieb sie auf.

In Rom wurde die Zehn zum X,

mit fälschungssicher war da nix.

Gewieft der Wirt, er macht im Nu,

ein X bei Zechen aus dem U*

Ein Araber mit viel Verstand

was wichtig war, die Null erfand.

Man konnte zählen, rechnen dann,

wenn ´s gross wurd´, hängte man sie an.

Die Nullen, ihr könnt es erraten,

warn so bedeutend, dass bei Staaten

und öfter auch an Firmenspitzen,

die Nullen heute vorne sitzen.

Auch jemand, den es sehr bedrängt,

die Schritte zu der Türe lenkt,

auf der zwei Nullen sind geschrieben.

Kurz um, die Null ist zum Verlieben.

Doch wenn die Zahl wird allzu zu gross,

ist man die Übersicht schnell los

und dies geschieht so nebenbei

lebt man nicht immer Schuldenfrei.

Beim Staatshaushalt und Terra-Flops

geht der Verstand zu weilen hopps.

Ziel ist es bei den vielen Nullen,

die Leute doch nur einzulullen.

So wurd Arabische Kultur

als Instrument des Terrors nur.

* das U wurde wegen der Schrifttafeln der Römer zu V (also 5, wenn man es als Zahl interpretierte, schnell konnte ein Wirt daraus durch Verlängerung der Striche ein X also 10 machen. Daher das Sprichwort: ein X für ein U vormachen!

Montag, 19. November 2007

Wir fordern Respekt ein!

Hut ab, der Kerl, man damals schrie

auf dem Gendarmenmarkt.

Der König Preussens tat´s und nie

war´n Untertanen mehr erstarkt,

in dem Gefühl, dass sie Respekt verdienen.

Hut ab der Kerl, wen würde heute

ein solcher Schrei des Volks noch stören.

Das Volk, den Ruf der kleinen Leute

darf man getrost heut´ überhören!

Man sitzt bequem im Reichstag rum,

erhöht Diäten ungeniert,

geschmiert vom Lobbyistentum

den Staat man schamlos ruiniert.

Hut ab, ihr Kerls, ich kann´s euch raten,

wir sind nicht in der Monarchie:

Langmut vorbei der Demokraten,

Respekt vorm Volk und auf die Knie!

Samstag, 17. November 2007

Später Herbst

Es ragen steif Baumgerippe

im Grau sich himmelan,

als hätte der Meister der Hippe

seine Arbeit bereits getan.

*

Schwarz zeigt sich gebrochene Erde

auf der ein Krähenpulk verbreitet

zankend und mit Drohgebärde

sich um verwesendes Leben streitet.

*

Trockene Blätter streunen

getrieben vom emsigen Wind

ziellos vor Häusern und Scheunen,

deren Tore geschlossen sind.

*

Das Jahr ist wohl ermattet

von Frühlingslust und Sommerglanz,

das durch üppiges Grün beschattet,

nun schläfrig ist von Spiel und Tanz.

*

Erwarte nicht neues Erwecken

so spät in der Jahreszeit,

der Trübsinn verliert seine Schrecken

bist du für Erneuerung bereit.

Montag, 12. November 2007

Kirmesvergnügen in Soest

Das Feiern ist dem Menschen heilig,

die Zeit vergeht dann sehr kurzweilig,

zumal, wenn man das recht versteht,

es häufig auch zur Sache geht.

Hat man sich erst mal eingefühlt

und reichlich Schnaps hineingespült

in jene raue durstige Kehle,

damit an Mut es nur nicht fehle,

dann fängt man gern zu stänkern an.

Man pöbelt rum, um jedermann

zu zeigen, was für´n Kerl man ist,

der liebend gern die Kräfte misst.

Es fliegt die Faust an fremdes Kinn,

dann zielt wer auf das Auge hin,

im Nu entsteht die Keilerei:

und sieh, fast jeder ist dabei.

Es fliegen Stühle, Tische , Bänke,

Glas geht zu Bruch und auch die Schränke.

Das Chaos wird nun allgemein,

schon mischt sich die Polente ein.

Die Schläger werden festgenommen,

doch der, der anfing ist entkommen.

Der steht vergnügt jetzt gegenüber

und freut sich diebisch noch darüber,

dass das Ergebnis böser Tat

für ihn nicht einmal Folgen hat.

Besonders, wenn die Fäuste fliegen,

wird Kirmes so zum Volksvergnügen.

Samstag, 10. November 2007

Warum eigentlich?

Warum ich schreibe,

fragst du mich?

Gefühl in Buchstaben zu wandeln

hälst du für den Verrat

am Ich,

so eine Art von Seelenhandel.

Die Antwort fällt auch mir

nicht leicht

erklären kann indes ich ` s nicht

vielleicht ist nur der Punkt

erreicht,

an dem es heisst

versteck dich nicht?

Gedanken offen darzulegen,

so dem Gespött sie auszusetzen,

sie nicht im Innersten zu hegen,

dem Gelächter freizugeben,

heisst auch sich selber zu verletzen.

Warum ich dennoch

weiter schreibe:

je mehr ich drüber nachgedacht,

vielleicht, dass etwas

von mir bleibe,

sei ´s nur, dass man

darüber lacht!

Dienstag, 6. November 2007

Vertrauen

Vertrauen

Leg deinen Kopf in meinen Schoss.

Ich streiche sanft dir Stirn und Haar;

lass deinen Kummer in dir los

und spüre, dass ich für dich da.

*

Lehn dich an meine Schulter an

und fühle dich bei mir geborgen.

Schliess deine Augen und sodann

vergiss, was dich bedrückt, die Sorgen.

*

Reich unbesorgt mir deine Hände

ich halt´ ich fest noch vor dem Fall,

selbst in der Dunkelheit ich fände

dich, Beistand suchend, überall.

*

Doch auch in Freud und Heiterkeit

bin ich dir immer zugesellt:

so werden Schmerz und Lust geteilt,

Vertrauen, das ein Leben hält.

Sonntag, 4. November 2007

Für den November

Morgenstimmung im November

November. Sternbild der Skorpion,

verdeckt durch graue Wolkenwand,

durch die kein Sternenlicht des Nachts

den Weg zur düst´ren Erde fand.

*

Nur langsam, quälend langsam hebt

sich lösend aus den feuchten Erden

die Nebelwand und sie belebt

das Bild des frühen Tages-Werden.

*

Konturen sichtbar nun erscheinen,

streng sind gezeichnet Strauch und Baum.

Kulissen gleich, so könnt man meinen-

bühnenbildhaft, gespenstiger Raum.

*

Verzweifelt kämpft ein fahles Sonnenlicht,

das schlafversunk´ne Land zu wecken.

Ein junger Tag wird hoffentlich doch nicht

ein müdes, alt gewordenes Jahr erschrecken?