Donnerstag, 27. Dezember 2007

Hans Witteborg

Der Mann mit (über) vierzig

Der Spiegel morgens zu dir spricht:

so ganz wie früher bist du nicht!

Wo sonst das Haar – schon leicht ergraut-

man heute auf die Kopfhaut schaut.

Doch aus Ohr und Nasenlöcher

spriessen Haare noch und nöcher.

Die Augen, die einst kühn geschaut,

durch Tränensäcke sind versaut.

Und rings herum so die Figur,

vergleichbar einem Tönnchen nur,

die Taille fort – jedoch dafür

wölbt sich nach vorn ein Biergeschwür.“

Was soll ´s denkt man sich so im Stillen,

wofür gibt es denn Schlankheitspillen?

Die wirft man ein. In kurzer Zeit

ist man nicht mehr so lang wie breit.

Hier aber irrt man ganz gewaltig:

das Fett bleibt da, man wird nur faltig!

Und die Erkenntnis kommt so dann:

du bist fürwahr kein Don Juan!

Die Träne rinnt dir von der Wange;

jedoch Kopf hoch und keine Bange:

in hundert Jahren, Gott sei Dank,

wirst du dann wieder gertenschlank.

Kaum, dass dir der Gedanke kommt,

bist du schon wieder froh, ganz prompt,

und als ein alter Optimist,

bist du zufrieden, wie du bist!

Und plötzlich ist ´s dir einerlei,

du haust den Spiegel nur entzwei.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Hans Witteborg

Seelen-Einblick

Nein, es ist nicht so, dass ich die Menschen nicht liebe. Aber einige und nicht wenige dieser Spezies, die sich selbst als die Krone der Schöpfung bezeichnet, sind von derartiger Niedertracht, dass einem die Galle sichtbar gelb überläuft.

Vielleicht kennt ihr diese kleine Geschichte:

Ein armer Bauer lebt mit seinem Nachbarn, der ein ebenso bedauernswerter Schlucker ist, in ständiger Zwietracht. Eines Tages besucht eine Wunschfee unsern mürrischen Agrarier und bittet ihn, einen Herzenswunsch zu äussern, für dessen Erfüllung sie Sorge zu tragen verspricht. Die Erfüllung dieses Wunsches ist allerdings an eine Bedingung geknüpft: sein Nachbar erhalte danach das Doppelte von dem, was er selbst begehre.

Unser Kandidat zögert einen kurzen Augenblick, dann antwortet er unter hämischem Grinsen: „ So nimm mir eines meiner Augen!“

Gewiss, es ist nur ein Märchen, aber der es erfunden hat, kannte sich gut aus in den tiefsten Niederungen der menschlichen Seele. Derartige Hinterhältigkeiten sind bei unseren Mitgeschöpfen, den Tieren, nicht zu erwarten. Ein Grund, weshalb ich sie ohne Ausnahme liebe.

Manche Leute behaupten, Tiere seien ausschliesslich Instinkt gesteuert, könnten keine eigenen Entscheidungen treffen und besässen ebenso wenig eine Seele.

Keine Seele? Mag sein, aber besser keine Seele als eine so rabenschwarze wie viele Zweibeiner sie besitzen. Ich jedenfalls bin anderer Ansicht – Tiere haben eine Seele und Gefühle jenseits von Schmerzempfindungen. Sie können sie auch den Menschen mitteilen, wenn diese sich dafür aufgeschlossen zeigen.

Man möge mir verzeihen, wenn ich auf ein Erlebnis weit aus meiner Vergangenheit zurückgreife, das ich als Beispiel für das eben Angeführte heranziehe. Ich bitte es nicht als die Gefühlsduselei eines alten Mannes abzutun, der in verklärten Erinnerungen lebt. Wer solches vermutet, kann sich getrost das Weiterlesen ersparen.

Es ist ungefähr 40 Jahre her, als ich mich aus beruflichen Gründen häufiger in der Stadt Nürnberg aufhielt. Diese, auch damals schon reizvolle Stadt, war mir also von den Sehenswürdigkeiten bestens bekannt, so konnte ich ohne etwas zu versäumen in einem Hotel ausserhalb der Innenstadt übernachten, welches unmittelbar am Zoo lag. In meinen freien Stunden hatte ich also Gelegenheit Tiere zu betrachten, die bei uns in Feld und Wald nicht zu finden sind.

Regelmässig besuchte ich in diesem Zoo das Löwengehege, in dem sich ein mächtiger Mähnenträger befand, der aus gewohnter Faulheit oder Langeweile immer ziemlich dicht an der Besucherabsperrung lag.

Eines Tages stand ich allein vor dem Gehege. Mein alter Freund Simba lag wieder an seinem Platz, nur diesmal fixierte er mich ungewöhnlich aufmerksam. Auch ich suchte seine Augen und sah ihn unverwandt an. Nach kurzer Zeit öffnete sich sein gewaltiger Rachen in dem Furcht erregende Fangzähne sichtbar wurden. Ja, gähn du nur, dachte ich – doch im selben Augenblick fing der Löwe an zu sprechen:

„Warum kommst du hier her, um zu gaffen? Reicht es dir nicht, dass deine Artgenossen mich meiner Freiheit beraubt haben? Ach, könnte ich doch die Weite der Afrikanischen Savanne durchstreifen, mich unter Akazienbäumen beschatten lassen. Ich vermisse die Sonne und das Spiel mit den Artgenossen, den wilden Kampf mit den Hyänen. Selbstbestimmung, wenn der Hunger mich zum Jagen antreibt, nicht wenn ich zum Fressen in meinen Käfig muss. Schlafen, wenn ich will – und nicht wenn meine Wärter mich dazu einsperren. Meine eigene Welt entdecken, dem Stampfen von Elefanten und Büffeln lauschen, Gefahren erkennen und bestehen - das Leben bestehen, der Langenweile entfliehen – kurz einmal ich selbst sein. OOaaach!“ endete er mit schmerzlichen Brüllen, das mir das Herz schwer machte. Dann wandte er sich ab und trottete in seine Felsengrotte.

„ Du hast ja so Recht“, schrie ich förmlich hinter ihm her.

Inzwischen hatte sich ein Grüppchen Menschen unbemerkt neben mir versammelt.

Die lachten und sahen mich verwundert an.

„Ein spinnerter Kerl!“

„Darf man nicht ernst nehmen!“

„Der ist bloss besoffen.“

„Das hat man schon mal“, sagte gütlich eine ältere Dame, „ das kommt, wenn jemand alleine ist. Ich rede auch oft mir!“

Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich es war, der die ganze Zeit mit dem Löwen geredet hatte. Ich drehte mich wortlos mit hochrotem Kopf um und verliess beschämt den Tiergarten.

Nur eines weiss ich gewiss: der verzweifelt traurige Blick dieser Kreatur hat mich genau die Worte aussprechen lassen, die das Innerste meines Löwen bewegten. Tiere haben eine Seele, und ich bin froh, dass ich dies erkannt habe.

Jahre später – meine Familie und ich waren zwischenzeitlich nach Schwabach gezogen – habe ich öfter noch den Zoo in Nürnberg besucht. Mein alter Freund Simba hatte sich inzwischen schon in die Ewigen Jagdgründe verabschiedet und ein neuer, prächtiger „König der Tiere“ hatte seinen Platz eingenommen.

Ich habe es jedoch stets vermieden, einen intensiven Blickkontakt aufzunehmen, um einen erneuten Seelen-Einblick zu vermeiden.

Schliesslich wollte ich nicht noch einmal als „Kaschperl“, wie man so schön in Franken sagt, dastehen….

Dienstag, 18. Dezember 2007

Hans Witteborg

Ein sicherer Platz für jeden

Die Kälte beisst in Ohr und Hand,

wohl dem, der in diesen Tagen

ein kuschlig, warmes Plätzchen fand.

*

Ein blut´ger Streit erfasst das Land,

wohl dem, der in diesen Tagen

ein sich´res, friedlich Plätzchen fand.

*

Dort Hungersnot, wie nie gekannt,

wohl dem, der in diesen Tagen

ein Stückerl Brot zu essen fand.

*

Wasser brechen ein ins Land,

wohl dem , der in diesen Tagen

noch Unterkunft im Trocknen fand.

*

Wohl denen, die in solchen Tagen

nicht erst nach wenn und aber fragen,

die tätig werden, nicht nur gaffen

und jedem sichren Platz verschaffen.

Montag, 17. Dezember 2007

Hans Witteborg

Die Weisheit der Birke

Sturm braust übern Birkenhain

zerrt und rüttelt Ast und Kronen

heult vor Wut als wollte er

keinen Baum verschonen.

Astwerk stöhnt ob der Gewalt

aber brechen – nein!

*

Trutzig, knorrig steht die Eiche,

ein Symbol urwüchs´ger Kraft

steht, als ob sie niemals weiche:

doch der Sturm hat es geschafft.

Splitternd und mit lautem Dröhnen

brachen Äste aus dem Baum.

Sturmgeräusche ? Oder Stöhnen?

Unterscheiden kann man´ s kaum.

*

Wie die borkige Eiche bricht,

wenn sie starr und nicht nachgibt

knicken Birkenäste nicht,

weil die Birke sich gewiegt,

und sich dennoch nicht verbiegt.

Samstag, 15. Dezember 2007

Hans Witteborg

Ich hab´s gewusst…

Auf des Kirchhofs stillem Grunde

liebevoll gepflegt,

ruhen reihenweis gebettet,

die des Lebens Freud und Last

nun für immer abgelegt.

*

Wenn du eintrittst in die Stille,

tu ´s behutsam und in Ruh`.

Lausche dem Gesang der Vögel,

die dort ruhen, hör´n auch zu.

*

Glaubst, dass Tote uns nichts sagen,

wenn man durch die Reihen geht?

Musst nur deine Augen fragen,

lies was auf den Steinen steht.

*

Erlösung, Trauer oder Hoffen

zeigen Inschriften dir an

und zuweilen siehst betroffen

manchen Hinweis du sodann.

*

Einer dieser Steine sagte,

fern des Sprüche-Einerlei:

„Ich wusste es, dass eines Tages

kommst auch du bei mir vorbei!“

Freitag, 14. Dezember 2007

Hans Witteborg

Senner Heide

Sah die Heckenrosen blühen

in der Senner Heide

Wolkenfetzen ostwärts ziehen

über Senner Heide.

Sand, der unter Tritten staubt

in der Senner Heide;

Küsse, zärtlich, unerlaubt

in der Senner Heide.

Letztlich nur bedeutungslos

für dich, für mich, für beide.

*

Regen tropft in schwerem Sand

in der Senner Heide.

Liebe ohne Unterpfand

in der Senner Heide.

Bleibet uns erinnern nur

an die Senner Heide.

Regen verwischt unsre Spur

in der Senner Heide.

Letztlich nur bedeutungslos

für dich, für mich, für beide

*

Denke oftmals noch zurück

an die Senner Heide,

Zärtlichkeit, ein bisschen Glück

in der Senner Heide.

Heimat bist du mir gewesen

meine Senner Heide.

Bin vom Heimweh nicht genesen

an die Senner Heide.

Letztlich nur bedeutungslos

für dich, für mich, für beide.

*

Kehr ich einmal zu dir wieder

meiner Senner Heide,

legt man mich ins Grab hier nieder

in der Senner Heide.

Wolken ziehn darüber hin

über Senner Heide.

Wen kümmert´s, dass ich nicht mehr bin

in der Senner Heide?

Letztlich nur bedeutungslos

für dich, für mich, für beide!

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Hans Witteborg

Enge

Dächer stellen sich schräg,

verstellen den Blick.

Keine Weite,

schneiden den Horizont ab.

Ausblick?

Wohin? Stumpfe Ziegel,

waren einmal Naturteil,

gepresste Zivilisation!

Wandernder Augen Hemmnis.

Vielleicht liegt Geborgenheit

darunter?

Vielleicht aber auch Enge,

verstellt alles-

Geist und Seele

unter Dächern,

die sich schräg stellen.

Monotonie des Lebens.

Dienstag, 11. Dezember 2007

Hans Witteborg

Neues vom Weissen Ritter

Was haben wir für Glück:

der Weisse Ritter ist zurück!

Ganz nahe bei der eignen Burg

schlug er sich wieder tapfer durch.

*

Sein Harnisch ist auch wieder ganz

er strahlt wie eh in altem Glanz

Auch sein Schwert ist scharf geschliffen,

geglättet sind die alten Riefen!

*

Der alte Zossen ist geschlachtet,

ein neues Ross wurd` grad verfrachtet.

Er ist bereit zu neuen Taten,

kann seinen Einsatz kaum erwarten.

*

Im Kampf um die Gerechtigkeit,

steht er für mich, wie einst bereit.

Als Rächer, wild und gnadenlos

erwartet er den Einsatz bloss.

*

Doch wie es manchmal geht im Leben,

ich hab den Feinden längst vergeben.

Es ist verflogen blinde Wut,

denn Altermilde macht mich gut.

*

Der Held fühlt sich jetzt hintergangen,

weiss nichts mehr mit sich anzufangen.

Der Ruhestand ist nichts für ihn.

Man sieht ihn traurig weiterzieh´n.

*

Halt ihn zurück- wenn er dir nötig.

Vielleicht ist er auch dir gebötig.

Doch willst du selber für dich streiten,

dann lass ihn reiten, reiten, reiten!

Hans Witteborg

Der weisse Rittter

Mit den Kindertagen

schwindet mancher Traum,

und doch so viele Fragen

stehen noch im Raum.

*

Von böser Macht geschunden

ist unsere arme Welt.

Wohin ist er entschwunden

der starke, strahlend´ Held?

*

Kam er einst nicht geritten,

auf seinem weissen Ross

und hat für uns gestritten,

für Ehr´ und Würde bloss?

*

Die Rüstung ist zerbrochen

und stumpf auch wohl das Schwert,

das tapfre Herz gebrochen,

gefallen ist sein Pferd.

*

Vergebens wirst du warten

auf seine Wiederkehr.

So fühlst du dich verraten,

der Ritter kommt nicht mehr.

Montag, 10. Dezember 2007

Hans Witteborg

Weihnachtmärkte

Weihnachtsmärkte – überall

kitschige Lampen blinken,

merkantiler froher Schall,

Nikoläuse winken.

Buden, die nach Glühwein stinken,

Bratwurstduft dringt zu dir vor,

Menschen sinnlos sich betrinken,

grölen mit dem Kinderchor.

Hell erklingen nur die Kassen,

jubeln scheint der Gott Merkur,

und man fragt woher die Massen

nehmen ihre Stimmung nur?

Sammelbüchsen emsig klappern,

UNICEF ermahnt die Welt,

deren Chef, hört man sie plappern,

sein Büro nicht mehr gefällt.

Klaukinder aus den Karpaten

werden extra angekarrt.

Und es steht wohl zu erwarten,

dass die Polizei man narrt.

Schnee, der aus den Wolken rieselt,

schmilzt vor Rührung so dahin,

nur als schnöder Regen nieselt.

Diesmal gibt das wirklich Sinn.

Weihnachtsmärkte sind uns lieb.

Kurz bemerkt sei nur am Rande:

Jesus aus dem Tempel trieb

jene merkantile Bande.

Verderbe ich euch jetzt den Spass?

Nein, das hab ` ich nicht gewollt,

ich möcht` allein, dass ihr dem Anlass

etwas mehr Respekt nur zollt.

Freitag, 7. Dezember 2007

Hans Witteborg

Der Einfall

Nur Wenige wissen Bescheid und die hüten sich davor es bekannt zu machen: die Einfälle von Comedians und Kabarettisten entspringen nicht immer ihren eigenen Gehirnwindungen, sie bedienen sich, wie im alten Rom, bestimmter Sklaven, die für sie Gags und Pointen ausarbeiten. Das haben sie sich von den Leuten abgeschaut, die sie sonst immer scharfzüngig geißeln. Diese Zielgruppe ihres Spotts, die Politiker, erkannten schon sehr frühzeitig, dass Leihgehirne durchaus vom Vorteil sind und auch Zeit sparen, die man besser damit verbringt, sich um Aufsichtsratsposten zu bewerben.

Um dem Ganzen einen intellektuellen Anstrich zu geben, nennt man derartige Hirnakrobaten vornehm „Ghost Writer“. Übersetzt heisst das Geist- Schreiber, die kann man jedoch nicht so benennen, weil dann aufkippte, dass von Geist hier keine Rede sein kann. Nur der sture Bayer E. Stoiber verzichtete manchmal auf diese Dienste, er geisterte selbst. Ich erinnere an die „zehn Minuten vom Flughafen zum Bahnhof München“. Besser kann man einfach auf Schreiberlinge im Hintergrund nicht verzichten!

Auch ich schreibe Gags und Pointen für andere. Nicht nur aus Hobby-Erwägung, nein, ich bin Profi, davon kann man leben, wenn man Rentner ist. Ich schreibe natürlich nicht für die guten Kabarettisten, die haben das nicht nötig. Ich schreibe auch nicht für die guten Comedians, die lachen am liebsten über ihre eigenen Gags, nein ich schreibe für alle, die keiner hören will und deshalb auch keine Auftritte haben – ich sagte doch, ich kann gut davon leben, weil ich Rentner bin.

Der Grund, warum öffentlich nichts von mir zu euch vorgedrungen ist, liegt ganz einfach daran, dass ich meine Einfälle niemanden zuschicke. Trotzdem schreibe ich sie nieder, begutachte sie und finde sie durchweg klasse. Nach dieser Feststellung überlege ich systematisch, wen ich damit wohl beglücken könnte. Komme ich zu dem Ergebnis, dies Machwerk könnte einen von den Verlagen interessieren, die sich um meine Mitarbeit reissen, setze ich ein kurzes, höfliches Schreiben auf, kuvertiere alles fein säuberlich und werfe es hernach in den Papierkorb, bevor dies ein arroganter Lektor für mich tut. Ich war immer schon für entsprechende Arbeitsteilung, schliesslich bin ich gelernter Betriebswirt!

Komme ich zu dem Ergebnis, dass Taugliches für das Medium Fernsehen dabei ist, fange ich an zu sortieren. Die intellektuellen Beiträge kommen in das Fach

für Öffentlich Rechtliche Anstalten, der Schweinkram, den meine Frau nie zu Gesicht bekommt, fällt unter die Kategorie „Private Anstalten“, Lyrisches, was keiner hören will, ordne ich ARTE zu.

Danach stelle ich meinen Aktenvernichter an und jubele jedes Blatt einzeln durch, so vermeide ich, dass Kritiker meine Einfälle zerreissen (tu ich selbst, Stichpunkt Arbeitsteilung) oder meinetwegen ein Kabarettist oder Comedian entlassen wird, wir haben ohnehin schon zu viele Arbeitslose.

Neulich jedoch wurde ich mir selbst untreu. Ich fand einen geistig sehr anspruchsvollen Sketch aber von dermassen gut, dass ich ihn dem Unterhaltungschef der ARD zusandte. Übertitelt war das Ganze mit DER EINFALL.

Ich bekam Post von der ARD. Ahnungsvoll riss ich den etwas dicklichen Umschlag auf. Sein Inhalt: mein Manuskript, ohne Kommentar jedoch leicht abgewandelt, eher ergänzt mit nur einem Buchstaben, der es in sich hatte

REINFALL

So viel Kreativität konnte ich mir unmöglich gefallen lassen. Ich griff zum Telefon und liess gehörig Dampf ab. Der Unterhaltungschef war die Ruhe selbst.

„Worüber beschweren Sie sich eigentlich…. es gibt nicht eine Pointe, nicht einen Gag in dem Sketch, nichts, worüber man nur andeutungsweise auch nur lächeln könnte“.

Aber das ist doch der Trick, klärte ich ihn auf, die Leute werden brüllen vor Lachen. Nach jedem dritten Satz wird eine Pause eingelegt. Jeder schaut verblüfft seinen Nachbarn an. Der verzieht keine Miene – es gibt ja nichts vorüber man sich amüsieren kann. Aha denkt man, der Nachbar hat etwas nicht verstanden, ich bin da viel schlauer, ich lache los, dann schämt der sich, weil er ein geistiger Tiefflieger ist. Da alle so denken werden, besteht die ganze Sendung fast nur aus Heiterkeit. So unterhält man das Publikum!“

Ich hielt das Schweigen am Ende der Leitung für Zustimmung, dabei hatte der gute Mann doch schon längst aufgelegt.

Dennoch, ich erhielt wenig später den Auftrag, die Wetterkarte mit Gags zu unterlegen. Nicht für Herrn Kachelmann, sondern nur als Kommentar z.B. wie:

der Wind bläst stärker (so`n Ferkel) oder die Temperaturen bewegen sich .

Also Kleinkram, aber ihr werdet es schon gemerkt haben, dass die Wetterkarte immer beliebter wird. Ja, wenn die mich nicht hätten…..

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Hans Witteborg

Über den unechten Nikolaus

Eigentlich müsste die Überschrift ja heissen: de false Nikolo, denn der Nikolaus war ein Heiliger. Für Heilige ist die Römische Kirche zuständig und die spricht neuerdings wieder lateinisch. Dafür reicht meine Bildung leider nicht aus. Ich bin schliesslich auch nicht Peter Scholl-Latour, der sogar lateinisch betet. Ich muss mich daher der schnöden Sprache Goethes bedienen, verübelt es mir bitte nicht.

St. Nikolaus gab es wirklich. Er war ein freigebiger Bischof, weswegen wir ihn heute noch am 6. Dezember verehren und so tun, als ob er jedes Jahr zur Erde zurückkehrt.

Das ist auch für tote Heilige irgendwie problematisch. Also muss man nur so tun als ob. Der Nikolaus wird gewissermassen simuliert. Bei uns im Dorf haben wir dafür einen hervorragenden Simulanten. Ich wollte euch den Namen eigentlich nicht verraten – aber die Zeitungen berichten jedes Jahr ausführlich unter Namensnennung über den Nikolaus. Jeder im Ort kennt ihn: ihr aber auch, aus meinem Gedicht „am Gartenzaun“. Richtig, es ist mein freundschaftlicher Nachbar Heribert.

Und somit taucht ein kleines Dilemma auf. Wie ihr alle wisst – und deshalb erwähne ich es auch – kommt der Nikolaus aus Myra, das liegt in der Türkei (Anmerkung für die spätgeborene Pisa-Generation). Heribert mag die Türken nicht so gern, wie z.B. Die Franzosen , natürlich hat das Gründe.

Einer der Gründe davon ist, dass die Türken Heriberts Heimatstadt –Gelsenkirchen- okkupiert haben. Sie nennen sie jetzt auf altanatolisch Gül-Sen-Kürken. Ärgerlich das.

Zum anderen sind die Türken Muslime. Heribert ist Christ, nicht von Geburt an sondern erst durch Taufe, Kommunion und Firmung. Dreifach genäht hält besser, wie der Volksmund sagt.

Mit der Welt der Religionen kann man aber über Kreuz kommen.

Nehmen wir die Juden. Die haben unsern Herrn Jesus ans Kreuz genagelt. Reden wir nicht darüber, nicht über alles, was mit den Juden zu tun hat. Verdrängen wir es besser, besser noch verschweigen. Buchenwald? Notwendige Anpflanzung von Laubbäumen von wegen Kyrill. Mauthausen? Tele-Collect Punkt auf der Autobahn.

Mit Muslimen ist das anders. Die laufen einem nach, die kommen zu uns. Massenhaft und strenggläubig. Da kennen die gar nichts. Es soll sogar einige geben, die der Meinung sind: “willst du nicht mein Bruder sein, dann bomb ich dir die Bude ein.“ Und bei der Ehre kennen manche nicht mal Verwandte. Ratzfatz ist da Solinger Stahl im Spiel.

Aber wir Christen müssen auch immer provozieren. Neulich in Khartun nennt doch tatsächlich von ihnen einen Teddy „Mohammed“! Verurteilen, auspeitschen. Provokateure die! Stellt euch doch andersherum vor, der Tierpfleger Murat im Berliner Zoo hätte den Eisbären Knut „Jesus“ genannt! Geht gar nicht! (Zugegeben, der Rummel um das Kuscheltier hat fast religiöse Ausmasse angenommen).

Die moralischen Vorstellungen zwischen Rom und Mekka liegen allerdings nicht so weit auseinander: z. B. Kuscheln unter Minderjährigen mit abschliessender Ejakulation – in der Türkei mindesten 7 Monate Untersuchungshaft. Strafandrohung in der Kirche: 7 Monate zusätzliches Fegefeuer, ganz subtil, da nach dem Tod sich kein Politiker mehr einmischen kann.

Aber kommen wir zurück auf den Nikolaus, den aus der Türkei. Heribert kann doch unmöglich sagen, dass er von da kommt. Aber Heribert wäre nicht Heribert wüsste er sich da nicht zu helfen. So zitiert er: „von drauss, vom Walde komm ich her..“ Wirklich elegant und diplomatisch formuliert!.

Wäre auch ziemlich seltsam, wenn es hiess:“ von weit, mit Öz-Tour komm ich her..“!

Allerdings würde dies die Verspätung erklären, mit der in Lippborg in diesem Jahr Nikolaus mit 3 Tagen Verzug gefeiert wird. Aber das hat schliesslich auch Gründe. Heribert ist überlastet. Er spielt den Nikolaus im Kolping Verein, Kegel Verein, in der Grundschule, bei den Senioren, im Kindergarten u.sw., ob bei den Landfrauen weiss ich nicht, vielleicht weil die mehr auf Männer mit Dreitagebart stehen?

In einer unseren knappen, dreistündigen Unterhaltung zwischen Tür und Angel habe ich ihm schon geraten:“ Heribert“, mahnte ich, „du darfst dich nicht übernehmen. Du schuftest schon bis zum Umfallen immer im Vorgarten und dann noch die vielen Termine. Nicht, dass es dir so geht, wie von Wilhelm Busch beschrieben:

.....überall war er zu finden, keine Stunde hat er frei, gestern, als sie ihn begruben, war er richtig auch dabei!“ Was wäre Lippborg ohne Nikolaus Heribert, das wäre wie Karneval ohne Prinz (kleiner Gag für Eingeweihte).

Bald steht er also wieder auf dem Weihnachtsmarkt. Das Buch der Gerechten in seiner Hand in das er alle Wohltaten und Verfehlungen aufgeschrieben hat. Wenn ich das richtig sehe, fehlt allerdings eine Seite, sie ist herausgerissen. Zufall, dass diese Seite die Registerbezeichnung TER führt? Schlingel, aber auch!

Es werden Stutenkerle zur Belohnung an die Kinder verteilt, nicht ohne ermahnende Worte. Alle sind ganz still und andächtig und lauschen der improvisierten Rede. Alle? Nein, plötzlich ein lautes, hohes Stimmchen: „Das ist doch Opa!“

Schallendes Gelächter rings herum. Nikolaus ist ein fröhliches Fest. Und mein Heribert der beste Nikolaus der Welt – fast wie das Original- nur eben nicht ganz.

In Lippborg ist was los. Kommt mich nur nicht besuchen, denn

dann wird es hier eng!

Dienstag, 4. Dezember 2007

Hans Witteborg

Der Falsche Nikolaus

Wer holpert und stolpert im Treppenhaus?

Die Stiege knarrt und dröhnt!

Ach, 6. Dezember – der Nikolaus:

der alte Mann keucht und stöhnt.

Er schleppt sich ab mit dem schweren Sack,

vollgestopft mit seinen Geschenken,

ist wohl nicht mehr so wie früher auf Trab,

das liegt an den steifen Gelenken.

Zu meiner Zeit hat sich noch zugesellt

Knecht Ruprecht, der raue Geselle.

Er war zur Entlastung eingestellt,

doch strich der Himmel die Stelle.

So quält sich der Alte heut´ mühsam ab,

das fällt ihm zunehmend schwer.

Wenn er so weiter macht im schlappen Trab,

dann schafft er sein Pensum nicht mehr!

Ich öffne die Tür – bleib stehen betroffen

und schau in ein rotes Gesicht:

Nachbar Ewald grinst da – total besoffen.

so verhält sich der Nikolaus nicht.

Er ist ganz fröhlich und lallt vor sich hin,

es klingt wie „vom Himmel hoch..“.

Ich schliesse die Tür, verärgert ich bin,

ich erwarte den Nikolaus doch!

Montag, 3. Dezember 2007

Schleichendes Vergessen

Ein Satz….nicht mehr vollendet,

es fehlt das Wort.

Du suchst und suchst dich zu erinnern

vergebens – es ist einfach fort!

Du redest- schwerer Zungenschlag,

Verwirrtes kommt aus deinem Mund.

Mühsamer Gedankengang wir niemand kund.

Du irrst umher – wer lenkt den Schritt?

So fremd scheint dir der Ort.

Es treibt die Furcht dich einfach hin:

nur fort! Wohin? Nur fort!

Und Stimmen dringen an dein Ohr,

sanft schmeichelnd zu dir hin,

doch du verstehst schon längst nicht mehr den Sinn.

Es hält dich führend eine Hand,

lieb beugt sich ein Gesicht.

Die Augen irr´n – und aus dir bricht

die bange Frage: “Kenn ich dich?“

Sonntag, 2. Dezember 2007

Hallo, ist da wer?

Red ich eigentlich zu Toten?

Schreib ich mir doch wund die Pfoten.

Habt ihr denn kein bisschen Zeit,

die für mich mal übrig bleibt?

Gern erwart´ ich Kommentare,

doch stets rauf´ ich mir die Haare,

weil kein Mail-Box Brief, was leicht

wäre, mich von euch erreicht.

Darum lebt mit Schimpf und Schande,

weil so schnell verläuft im Sande,

was ich euch geschrieben hab.

Und so nehm´ ich mit ins Grab,

dass, wenn wer die Feder führt,

seine Freunde nicht berührt!

Täglich fragt sich dieser nämlich,

warum bin ich bloss so dämlich,

meine Werke euch zu schicken?

Ich sollt´ besser sie verticken

und mit den gewonnenen Euronen

lustreisen und Nerven schonen.

Doch leider bin ich, wie ihr wisst,

ein unverbesserlicher Idealist.

Rafft euch deshalb auf zu Taten,

Hauspoet kann´ s kaum erwarten.

Samstag, 1. Dezember 2007

Letzter Novembertag

Klagend zieht ein Graugans Paar

über braune Felder.

Scholle, wund und aufgebrochen,

die so grün einst war,

streckt sich hin so weit man sieht,

wo die kahlen Wälder

stossen an den Himmel an,

der sich über alles zieht:

bleiern , breiig grau und schwer,

nicht vom Sonnenstrahl durchbrochen.

Wind erhebt sich. Irgendwann

trägt die Regenlast nicht mehr,

nieselt auf geschund´nes Land,

ewiger Kreislauf Wiederkehr.

Freitag, 30. November 2007

Mahnung

Die Krähen fliegen in Scharen,

der Adler fliegt allein.

Soll dies des Lebens wahrer,

des Daseins Inhalt sein?

*

Auf starken Schwingen gleiten

hoch über allem hin,

nur einsam für sich streiten,

gibt das dem Leben Sinn?
*

Hoch über Wolken schweben

mit dem geschärften Blick

im ruhelosen Streben

stets nach dem eignen Glück?

*

Erhabenheit erzwingen,

die Welt weit unser sich

und mit den grosssen Schwingen

zu hoch entfernen sich?

*

Zufliegen ohne Scheu

auf gleissend Sonnenball?

Des Daedalus gedenke –denn Reu`

kommt mit dem Fall!

Mittwoch, 28. November 2007

Irgendwer ist immer der Dumme

Ein Fussball-Fan, der hat es schwer,

denn er leidet oftmals mehr,

als ein Hund, dem man gerad

auf den Schwanz getreten hat.

Dabei tritt in unserm Fall

der Verteidiger nicht den Ball,

was den Torwart irritiert,

der dann auch den Ball verliert.

Dieser trollert vor sich hin

in das Tor – und das gibt Sinn:

denn im Spiel, das wir geniessen,

geht es um das Tore schiessen.

Doch ein Albtraum – gar nicht gut,

wenn denn dies der Gegner tut.

Im Verein kommt man zum Schluss,

dass sich etwas ändern muss!

Der Vorstand hat es schon beschlossen:

jetzt wird der Trainer abgeschossen.

Den Fan erfreut ´s, weil der geniesst,

wenn jemand überhaupt mal schiesst!

Dienstag, 27. November 2007

Jeder hat seinen Geschmack

Jung Siegfried war ein stolzer Knab.

Er badete im Blut des Drachen,

weil es den damals ja noch gab.

Heut´ könnte er es nicht mehr machen!

*

Die Damen im Ägypter-Reich,

die badeten in Eselsmilch.

Dadurch wurd` ihre Haut ganz weich

und nicht so knittrich wie beim Knilch!

*

Die Diva, fern in Hollywood,

die räkelt sich im Sekt.

Doch fraglich ist, ob ihre …….+

hernach noch prickelnd schmeckt.

*

Politiker –speziell vor Wahlen –

die baden gerne in der Menge.

Doch leiden sie zuweilen Qualen,

wenn allzu eng wird das Gedränge.

*

Ich folge dem Hygiene-Plan.

…Zu Ostern, ich geb´s zu:

weil mich so jeder riechen kann!

Chacun a son gou…..

+ bitte einsetzen: Flut (was sonst?)

Montag, 26. November 2007

Aller Segen kommt von oben…

Wenn jemand versucht, den Bodensee mit einem Löffel trocken zu legen, hält man ihn keineswegs für ausdauernd sondern für unheilbar verrückt. Desgleichen würde man denjenigen für irre halten, der mit einem Haarföhn versuchte, die Polkappen zu schmelzen.

Dennoch gibt es Leute, die sich nicht erblöden ähnliche Unterfangen ernsthaft zu versuchen

Ich gestehe beschämt, dass ich mich unter diese bekloppten Illusionäre einreihen kann –

oder würde je ein vernünftiger Mensch darangehen, reichlich herabfallendes Herbstlaub bei hiesigen Windverhältnissen zusammenzukehren? Seht ihr, der Herrgott hat sich schon etwas dabei gedacht, die Blätterpracht der Schwerkraft zu überlassen und nicht unnütziger Weise in den Himmel hinaufzutragen, wo höchstens Heilige verrotten aber ansonsten nichts gedüngt werden muss.

Aber ich schlaues Kerlchen muss mich dem widersetzen, renitent wie ich bin.

Gut ausgerüstet mit einem Besen, dessen Borsten selbst einer Wildsau Lustschreie entlocken könnten, mache ich mich in unserer Hauszufahrt ebenso entschlossen wie unsensibel ans Werk. Die Auffahrt zur Garage ist der Weg des Willkommens für alle Besucher und Gäste, er hat also proper und sauber zu sein, ehrlich gestanden auch der Nachbarn wegen…..man kennt sich….und man hat sich gern, das soll auch so bleiben.

Die strategischen Planungen in Bezug auf Windrichtung, Besenwinkel, Schub- und Zugrichtung sind abgeschlossen, frischer Tatendrang bildet die Motivation erster Fegebewegungen. Eine kleine Gasse – Besenbreite – tut sich auf, vor dem Besen sammelt sich ein Häuflein betroffener Blätter… ein kurzes Zurücksetzen für einen weiteren Fegeschwung… schon verwirbelt eine kurze aber effektive Windbö den kleinen Blätterhaufen, dessen Mitglieder sich wie zum Hohn mit der restlichen Laubdecke verbinden. Neuer Ansatz- schräg zur Wand, damit sich die Blätter dort versammeln. Die erweisen sich jedoch als undemokratisch und haben zum Versammeln keine Lust.

Eine weitere Brise- flugs streben sie wieder auseinander. Ich zähle die Versuche schon nicht mehr. Es gelingt nie eine kleine Gasse frei zu fegen, wenn dann, nur den Bruchteil einer Minute. Da helfen selbst neu eingesetzte Laubbesen und Eimer, direkt an die Häuflein Blätterelends herangebracht, nicht viel.

Nach zwei Stunden und exakt 9 ½ Minauten sieht die Einfahrt noch genauso aus wie zu Beginn meiner Bemühungen, mit dem Unterschied, dass ich bei genauem Hinsehen das

das eine oder andere Blatt noch nicht kenne, weil der Nachbarbaum es mir dankenswerter Weise zusätzlich zu Füssen legte. Aller Segen kommt von oben!

Frustriert gebe ich auf.

Nachts im Traum höre ich einen leisen Wellenschlag. Ich sitze an der Promenade in Konstanz und bin emsig dabei, mit einem Löffel den Bodensee trockenzulegen.

Gut, dass ich nicht am Pol sitze - sonst hätte ich mich wohlmöglich noch erkältet….

Samstag, 24. November 2007

Schieflage

Im Alter verhalten Menschen sich recht unterschiedlich, sonst zwar sowieso auch, aber im Alter kann man das Verhalten klassifizieren oder besser typisieren. Da sind die Altersmilden. Sie gehören zu den Schreckhaften, die Angesichts ihrer Endlichkeit noch einen Fuss in die Himmelstür stellen wollen. Der andere Typus ist der Altersweise, der sich sorgt, nicht im Speziellen sondern im Globalen im Übergeordneten, z.B. um die Zukunft Deutschlands und um die, die die Zukunft gestalten sollen. Die Altersweisen wollen unbedingt, dass alle noch einmal von ihrer Weisheit profitieren sollen und aus Lebenserfahrungen lernen. Dazu ist es natürlich erforderlich, dass diese auch vermittelt werden. Der Hauspoet gehört zu diesem letzten Typus (sowohl was den grammatikalischen Zusammenhang angeht als auch im wörtlichen Sinne ) Meine Frau meint die Vermittlung meiner Weisheiten hätten genauso viel mit dem tatsächlichen Leben zu tun, wie ein Drehbuch der Serie „Wege zum Glück“. Ich kann Kritik gut vertragen, wenn sie unberechtigt ist. Ich habe eine kluge Lebensgefährtin, da wird es dann etwas schwierig. Wäre aber traurig, wenn ich mich dadurch abhalten liesse, wozu gibt es das stille Kämmerlein? Ich mache mir also globale Sorgen um Deutschland und das ist gut so.

Da sind z.B. die Pisaergebnisse. Ihr kennt doch PISA? Das ist eine Abkürzung für – ach, hab ich vergessen, schlagt doch selbst nach! Folgt dabei aber nicht dem Rat aus My Fair Lady , bei Shakespeare findet ihr vielleicht Verona oder Padua. Das hat mit PISA nichts zu tun, höchstens mit der Schieflage des berühmten Turmes.

Also: Google. So nun wisst ihr Bescheid, das ist eine solide Grundlage auf der wir uns weiter unterhalten können.

Um eben diese Grundlagen geht es. Ich habe mich informiert und bin erschüttert. Nicht über die Ergebnisse der Studie, sonder darüber, wie man deutsche Schüler untermangelt. Lasst es mich erklären. Früher tat man dies im Neuen Testament durch Gleichnisse, später bei La Fontaine (dem echten, Jaen) mit Fabeln, ich als bescheidener Hauspoet tue es mit Beispielen.

Nehmen wir einmal an, meine Kegelbrüder und ich…keine Unterbrechung, ich weiss, dass ich in keinem Kegelverein bin…ich nehme doch nur an. Also.

Wir sind in die Türkei eingeladen….was, ich kriege keine Einladung, weil der Türkische Geheimdienst längst weiss, dass ich in meiner Jugend Karl May „Durch`s wilde Kurdistan“ gelesen habe..Kurdistan! Ist doch nur hypothetisch!

Wir sind vom Kultusminister nach Anatolien zum Besuch einer Schule eingeladen worden. Verdammt, ich weiss doch, dass Kegelvereine keine Kultur repräsentieren

lasst mich doch weiter erzählen.

Wir werden herzlich mit Apfeltee begrüsst, schon hat man uns einen wertlosen Teppich verscherbelt (man kennt die Gastfreundschaft der Türken) und dann nehmen wir am Unterricht teil.

Es sind fünf Schüler anwesend, die anderen befinden sich gerade bei der Tomatenernte und entgehen so der PISA-Prüfung. Wir machen mit. Es liegt die Kopie eines Zeitungsausschnitts auf dem Tisch, von dem nur die Überschrift uns etwas sagt: ATATÜRK.

Es geht los. Jeder soll laut den Artikel vorlesen. Für die türkischen Kinder eine Kleinigkeit. Wir sind dran und verstehen durch Gestik und weil ein Schüler, der in Deutschland einen grossen Bruder hat, der Kokain vertickt, radebrecht : he, soll lüsen.

Wir tun unser Bestes und das ist nicht einmal ungenügend. Die vielen Üs sind für unsere Zungen nicht beherrschbar, nur Hermann, der noch vom gestrigen Abend total besoffen ist, schafft ein flüssiges Lallen aber unverständlich!

Es folgt das schriftliche Nacherzählen des Artikels. Ausser ATATÜRK bringen wir nichts auf das Papier. Kurzum, wir haben den türkischen Schülern die Leistungskurve dermassen vermasselt, dass die PISA Studie zu dem Ergebnis kommt: türkische Schüler dümpeln kurz vor dem Analphabetismus.

Aha, ihr habt also gemerkt worauf ich hinaus will. Ich kenne Pädagogen,

allerdings nur wenige – man muss ja darauf achten, mit wem man sich abgibt-

also, ich kenne Pädagogen, die haben mir auf die Schulter geklopft: endlich einer, der das Problem erkannt hat! Kaum, dass sie das sagten, packten sie ihre Koffer und flogen in einen sechswöchigen Urlaub, die faulen Säcke.

Ich glaube, ich werde doch besser altersmilde.

Baum der Erkenntnis

Den Biblischen Geschichten haftet zuweilen etwas Märchenhaftes an. Nur im Märchen geht es am Ende immer gut aus, was man aufgrund des berühmten alt-testamentarischen Zorns nicht sagen kann. Natürlich, es gibt Aussnahmen.

Adam und Eva beispielsweise, die wurden aus dem Paradies vertrieben, weil sie vom Baum der Erkenntnis genascht hatten, höchst ungezogen, doch clever! Jeder, der die Geschichte kennt, wundert sich über derartige Ansichten. Man kann zwar darüber diskutieren, ob der Baum der Erkenntnis ein Apfelbaum oder ein Pfirsichbaum gewesen sei, letzteres mit höherer Wahrscheinlichkeit, weil Köstlichkeiten ja aus dem Paradies kommen und geographisch das Paradies wohl eher im heutigen Iran zu suchen war (woher, wie jeder weiss, ja auch der Teufel also das Böse) kommt. Da ist so ein ordinärer Apfel wohl eher fehl am Platz. Egal.

Adam und Eva wurden also aus dem Paradies vertrieben, was als Strafe gedacht war. Zugleich aber wurden sie aus der Nähe des Baumes der Erkenntnis entfernt,

das hat ihnen etliche Arbeit erspart. Von wegen im Schweisse deines Angesichts usw.

Ich habe recherchiert, gründlich. Der Baum der Erkenntnis war weder Pfirsich noch Apfel: er war eine Scheinbuche, gehört botanisch zu den Birkengewächsen,

wenn euch das etwas über die Blätter sagt, schnell wachsend und reichlich Sauerstoff produzierend.

In unserem Vorgarten steht ein solcher Baum. Im Frühling und im Sommer ist er paradiesisch anzuschauen, was aus dem vorher Gesagtem nicht verwunderlich ist.

Nun aber ist es Spätherbst. Adam und Eva hatten sich da schon aus dem Staube gemacht. Ich bin sesshaft und damit beginnt das eigentliche Dilemma. Der Baum ist eitel wie eine Mode bewusste Frau: ihm gefallen seine Blätter auf einmal nicht mehr. Gutes Zureden hilft da wenig, er wirft sie weg, wie andere Leute ihre Zigarettenkippen. Alles in den Vorgarten. Auf die Strasse. Zu den Nachbarn.

Wahllos aber gerecht verteilt, schliesslich hat er Gerechtigkeit im Paradies gelernt.

Jeden Tag kämpfe ich vergeblich gegen die Blätterflut an. Ich habe „Rücken“ und alles wegen des Baumes der Erkenntnis: ich erkenne nämlich, dass jede Mühe täglicher Schufterei umsonst ist. Baum der Erkenntnis eben!

Adam und Eva haben bewusst Ungehorsam provoziert, da können andere noch so viele Märchen erzählen, sie sind vor dem Baum der Erkenntnis geflohen – oder steht irgendwo, dass einer von den Beiden vielleicht „Rücken“ hatte? Na, also!

Donnerstag, 22. November 2007

Ich habe „Rücken“

Wir alle haben über diesen Satz von Horst Schlemmer (Harpe Kerkeling) herzlich gelacht. Das war in höchstem Masse unfair, wenn nicht gar bösartig. Und bösartige Menschen kommen in die Hölle oder erleiden zumindest Höllenqualen auf Erden! Ich habe gelacht.

Nun habe ich Rücken.

Viele denken, was ist das schon „Rücken“. Das sind die, die kein Rückgrat haben, folglich „nicht Rücken“, sie müssen die Klappe halten. Manche haben zwar Mitleid aber u. U. andere Beschwerden, die sie wichtiger nehmen. Die sagen „Rücken, na, ja, ich habe ständig Kopfschmerzen.“ Kopfschmerzen – da kann man doch mit leben, wenn man Rentner ist,

wozu brauche ich als Rentner noch den Kopf, bitte sehr! Erkältung, Schnupfen , was soll´s, das kann unangenehm sein, wenn einem die Tropfen aus der Nase in die Suppe fallen. Doch in der Regel wird das ja wohl die eigene Suppe sein, jedenfalls, wenn man nicht zu gierig ist oder isst! Dann sind da noch die die Klagen, sie hätten „Herz“. Haben noch nie etwas über die Sendung ein Herz für Menschen gehört, sollen doch Spenden die Leute mit Herz! Ausserdem bietet die Industrie doch Doppelherz an, diese Klagen auf höchstem Niveau gehen mir auf den Wecker. Ehrlich!

Aber „Rücken“ ist etwas anderes, etwas Besonderes. Man kann nicht sitzen, nicht stehen und nicht liegen. Wie also? Wer ……..kann, der kann auch fliegen? Ja, spottet nur, Spotthaus kann brennen , wie meine kluge Oma immer zu sagen pflegte, und wer sagt denn, das man (na Ihr wisst schon) kann?

Wie aber kommt das mit „Rücken“? Für meine Person gesehen ist das eine sehr dumme Frage. Oder Habt ihr Schlawiner meine Kurzgeschichte nicht gelesen, die mit dem Laubfegen? Nun ich wiederhole in Kurzform und gereimt, wie es sich für den Hauspoeten gehört:

Ich habe „Rücken“,

das kommt vom Laub und Bücken!

Wenn ihr „Rücken“ habt, dürft ihr diesen Reim nicht verwenden, er ist geistiges Eigentum. Dafür jedoch könnt ihr meinen Rücken haben. Grosszügig war euer Hauspoet schon immer.

Meinen Arm kann ich noch bewegen, weswegen ich mir einen grossen Schnaps eingiesse.

Auf Ulla Schmidt und die Gesundheitsreform!

Dienstag, 20. November 2007

Die Zahl

Die Zahl, als sie noch ganz klein war,

war ässerst übersichtlich, klar.

So viele Finger, wie die Hand,

war einst das Mass im Sipp`-Verband.

War´n die zu wenig, war das Ziel,

dann alle Finger und noch viel.

Die Mayas hatten sich gedacht

wie man es komplizierter macht.

Sie rechneten im Zwölfer-Schritt,

die andern machten dies nicht mit.

Das ganze wurd´ jedoch erst übel,

betrachtet man die Zahl´n der Bibel.

Wenn Menschen so neunhundert Jahr,

wie ´s mit Methusalem geschah,

dann sind wohl Zweifel angebracht,

was wer denn da mit Zahlen macht.

Die Fehler mehrten sich zu Hauf,

die Lösung war, man schrieb sie auf.

In Rom wurde die Zehn zum X,

mit fälschungssicher war da nix.

Gewieft der Wirt, er macht im Nu,

ein X bei Zechen aus dem U*

Ein Araber mit viel Verstand

was wichtig war, die Null erfand.

Man konnte zählen, rechnen dann,

wenn ´s gross wurd´, hängte man sie an.

Die Nullen, ihr könnt es erraten,

warn so bedeutend, dass bei Staaten

und öfter auch an Firmenspitzen,

die Nullen heute vorne sitzen.

Auch jemand, den es sehr bedrängt,

die Schritte zu der Türe lenkt,

auf der zwei Nullen sind geschrieben.

Kurz um, die Null ist zum Verlieben.

Doch wenn die Zahl wird allzu zu gross,

ist man die Übersicht schnell los

und dies geschieht so nebenbei

lebt man nicht immer Schuldenfrei.

Beim Staatshaushalt und Terra-Flops

geht der Verstand zu weilen hopps.

Ziel ist es bei den vielen Nullen,

die Leute doch nur einzulullen.

So wurd Arabische Kultur

als Instrument des Terrors nur.

* das U wurde wegen der Schrifttafeln der Römer zu V (also 5, wenn man es als Zahl interpretierte, schnell konnte ein Wirt daraus durch Verlängerung der Striche ein X also 10 machen. Daher das Sprichwort: ein X für ein U vormachen!

Montag, 19. November 2007

Wir fordern Respekt ein!

Hut ab, der Kerl, man damals schrie

auf dem Gendarmenmarkt.

Der König Preussens tat´s und nie

war´n Untertanen mehr erstarkt,

in dem Gefühl, dass sie Respekt verdienen.

Hut ab der Kerl, wen würde heute

ein solcher Schrei des Volks noch stören.

Das Volk, den Ruf der kleinen Leute

darf man getrost heut´ überhören!

Man sitzt bequem im Reichstag rum,

erhöht Diäten ungeniert,

geschmiert vom Lobbyistentum

den Staat man schamlos ruiniert.

Hut ab, ihr Kerls, ich kann´s euch raten,

wir sind nicht in der Monarchie:

Langmut vorbei der Demokraten,

Respekt vorm Volk und auf die Knie!

Samstag, 17. November 2007

Später Herbst

Es ragen steif Baumgerippe

im Grau sich himmelan,

als hätte der Meister der Hippe

seine Arbeit bereits getan.

*

Schwarz zeigt sich gebrochene Erde

auf der ein Krähenpulk verbreitet

zankend und mit Drohgebärde

sich um verwesendes Leben streitet.

*

Trockene Blätter streunen

getrieben vom emsigen Wind

ziellos vor Häusern und Scheunen,

deren Tore geschlossen sind.

*

Das Jahr ist wohl ermattet

von Frühlingslust und Sommerglanz,

das durch üppiges Grün beschattet,

nun schläfrig ist von Spiel und Tanz.

*

Erwarte nicht neues Erwecken

so spät in der Jahreszeit,

der Trübsinn verliert seine Schrecken

bist du für Erneuerung bereit.

Montag, 12. November 2007

Kirmesvergnügen in Soest

Das Feiern ist dem Menschen heilig,

die Zeit vergeht dann sehr kurzweilig,

zumal, wenn man das recht versteht,

es häufig auch zur Sache geht.

Hat man sich erst mal eingefühlt

und reichlich Schnaps hineingespült

in jene raue durstige Kehle,

damit an Mut es nur nicht fehle,

dann fängt man gern zu stänkern an.

Man pöbelt rum, um jedermann

zu zeigen, was für´n Kerl man ist,

der liebend gern die Kräfte misst.

Es fliegt die Faust an fremdes Kinn,

dann zielt wer auf das Auge hin,

im Nu entsteht die Keilerei:

und sieh, fast jeder ist dabei.

Es fliegen Stühle, Tische , Bänke,

Glas geht zu Bruch und auch die Schränke.

Das Chaos wird nun allgemein,

schon mischt sich die Polente ein.

Die Schläger werden festgenommen,

doch der, der anfing ist entkommen.

Der steht vergnügt jetzt gegenüber

und freut sich diebisch noch darüber,

dass das Ergebnis böser Tat

für ihn nicht einmal Folgen hat.

Besonders, wenn die Fäuste fliegen,

wird Kirmes so zum Volksvergnügen.

Samstag, 10. November 2007

Warum eigentlich?

Warum ich schreibe,

fragst du mich?

Gefühl in Buchstaben zu wandeln

hälst du für den Verrat

am Ich,

so eine Art von Seelenhandel.

Die Antwort fällt auch mir

nicht leicht

erklären kann indes ich ` s nicht

vielleicht ist nur der Punkt

erreicht,

an dem es heisst

versteck dich nicht?

Gedanken offen darzulegen,

so dem Gespött sie auszusetzen,

sie nicht im Innersten zu hegen,

dem Gelächter freizugeben,

heisst auch sich selber zu verletzen.

Warum ich dennoch

weiter schreibe:

je mehr ich drüber nachgedacht,

vielleicht, dass etwas

von mir bleibe,

sei ´s nur, dass man

darüber lacht!

Dienstag, 6. November 2007

Vertrauen

Vertrauen

Leg deinen Kopf in meinen Schoss.

Ich streiche sanft dir Stirn und Haar;

lass deinen Kummer in dir los

und spüre, dass ich für dich da.

*

Lehn dich an meine Schulter an

und fühle dich bei mir geborgen.

Schliess deine Augen und sodann

vergiss, was dich bedrückt, die Sorgen.

*

Reich unbesorgt mir deine Hände

ich halt´ ich fest noch vor dem Fall,

selbst in der Dunkelheit ich fände

dich, Beistand suchend, überall.

*

Doch auch in Freud und Heiterkeit

bin ich dir immer zugesellt:

so werden Schmerz und Lust geteilt,

Vertrauen, das ein Leben hält.

Sonntag, 4. November 2007

Für den November

Morgenstimmung im November

November. Sternbild der Skorpion,

verdeckt durch graue Wolkenwand,

durch die kein Sternenlicht des Nachts

den Weg zur düst´ren Erde fand.

*

Nur langsam, quälend langsam hebt

sich lösend aus den feuchten Erden

die Nebelwand und sie belebt

das Bild des frühen Tages-Werden.

*

Konturen sichtbar nun erscheinen,

streng sind gezeichnet Strauch und Baum.

Kulissen gleich, so könnt man meinen-

bühnenbildhaft, gespenstiger Raum.

*

Verzweifelt kämpft ein fahles Sonnenlicht,

das schlafversunk´ne Land zu wecken.

Ein junger Tag wird hoffentlich doch nicht

ein müdes, alt gewordenes Jahr erschrecken?

Dienstag, 30. Oktober 2007

So nicht!

Politisch Lied – ein garstig Lied

Genossen blaset die Schalmeien,

besser kann man nicht entzweien

die Partei, der Solidarität

sonst vor allem andern steht!

Aufschwung? Was soll der schon bringen,

lasst uns übern Schatten springen,

geht es Deutschland auch jetzt gut,

was hat die Partei damit am Hut?

Lasst uns doch wie Lafontaine

einfach schauen und mal sehen

wie ein Volk, das irritiert,

auf Transferleistungen stiert!

Ausserdem ist´s ein Erlebnis,

wenn das Umfrage-Ergebnis

um einen Prozentpunkt steigt,

egal ist´s was man dann vergeigt

und Kurt Beck als Populist

die Agenda schnell vergisst.

Und so zieht er dann vom Leder,

desavouiert damit Gerd Schröder,

so wie Münteferings Treue.

Ich glaub´, dass er sich nicht mal scheue,

die als Kanzlermörder gelten

noch zu loben, nicht zu schelten.

Nahrles, Stiegler und Schreiner,

der karrieregeil wie keiner,

sind der Spaltpilz der Partei,

fühlen sich noch wohl dabei.

Wie Brandts Enkel so missraten,

schaudert jeden Demokraten.

Deutschlands Chancen so vertan:

die Wirkung hat ´s wie Lebertran.

Die nächste Wahl wird freilich kommen:

danach fühlt ihr euch sehr beklommen!

Freitag, 26. Oktober 2007

Lasst das Jammern!

So gesehen – Berlin 1900

Ein Bildband von Berlin um die Jahrtausendwende

fiel, eigentlich per Zufall nur, kürzlich in meine Hände.

Die Fotos, was recht sonderbar, stammten von Heinrich Zille,

der sein Milieu – Berlin wie ´s war- zeigte durch seine Brille.

Die gute, alte Kaiserzeit von Glanz und Gloria:

vor Armut strotzend, weit und breit war keine Hoffnung da!

Wer heute in der sicheren Zeit von Armut ständig spricht,

der kennt die Zeiten, die ich mein`, in Deutschland sicher nicht.

Wie töricht müssen Menschen sein, die auf die Strasse gehen,

wenn sie ein Stündchen Mehrarbeit pro Woche nicht verstehen?

Ich, als ein echtes Trümmerkind, das fror und wurd` nicht satt,

das fragt zu Recht, wer damals sich um mich gekümmert hat?

Wenn heut´ ein Kind hier hungern muss, dann frag ich alle Welt,

warum wird sinnvoll Nahrung nicht gekauft vom Kindergeld?

Beschimpft mich nur, soviel ihr wollt. Ich möchte euch nur sagen,

egal, ob damals andere Zeit…..es blieb ein leerer Magen!