Mittwoch, 1. August 2007

Überraschung5

So, Detlef, jetzt hast du verspielt. Endlich hab ich mich bis zu dem Teil der Bedienungsanweisung durchgelesen, der Substanz verspricht. Als Erstes ist die SIM -_Karte einzusetzen. Ganz einfach… sofern man das Gehäuse öffnen kann. Ich konnte nicht. Ich bin zu blöd. Schweiss tritt mir auf die Stirn, tropft mir brennend in die Augen. Nach etwa einer Stunde oder so, das Zeitgefühl ist mir abhanden gekommen, schlafe ich erschöpft ein.

Irgendwann erwache ich, gestärkt und ausgeruht ist es beim erneuten Versuch kein Problem mehr. Ich unterdrücke meinen Triumph, der aus der Nähe betrachtet eher eine Niederlage war,

ein Phyrrus-Sieg gewissermassen. Der nächste Schritt nach dem Einschalten ist die Eingabe meiner PIN_-Nummer. Endlich habe ich ein Geheimnis, so eines ganz für mich allein. Da kann man sich doch wohlfühlen, oder? Ich gebe die Pinnummer ein. Nee, Nee, nicht gucken die ist geheim (XXXX). Erfolgserlebnis! Auf der Oberschale im Display erscheint etwas. Es entpuppt sich als das Datum und die Uhrzeit – beides falsch aber das interessiert mich im Moment nicht. Aber warum Datum und Uhrzeit? Das Datum erfahre ich täglich aus meinem Soester-Anzeiger, selbst dann, wenn ich dement werden sollte. Schnick-Schnack also – mein Trost, es war im Preis inbegriffen. Uhrzeit? Ich habe mehrere Armbanduhren, eine sogar funkgesteuert. Im Haus gibt es -zig Uhren – ich weiss sehr genau Bescheid, bis auf den Zeitpunkt, wann mir die Stunde schlägt. Das zeigt DETLEF Gott sei Dank auch nicht an.

Aber ich freue mich schon auf den Gesichtsausdruck, wenn mich jemand nach der Uhrzeit fragt, ich in meiner Tasche wühle und erkläre: “ich muss erst mein Händi befragen“ Allerdings erinnere ich mich nicht, dass mich irgendwer jemals nach der Zeit gefragt hat. Wieder ein Punkt weniger zum Angeben!

Ich drücke eine Taste in deren Folge Detlef meint, ich solle eine SMS schreiben. Ich habe in meinem Leben nie eine SMS-Mitteilung verschickt, weil ich der Meinung bin, dass man solche Kurznachrichten auch ebenso gut telefonisch erledigen kann. Mein Schwager Richard hat z.B. aus diesen Gründen die Funktion komplett über seinen Provider sperren lassen. Er nutzt es nicht, also braucht er es auch nicht. “Du würdest doch auch nicht mit einem Rolls Royce zum Lebensmitteleinkauf fahren. Eben, dazu brauchst du ihn nicht, also hast du keinen“. Mein Schwager ist Ingenieur im Ruhestand, er versteht es ausgezeichnet, komplizierte Sachverhalte durch einfache Beispiele aufzuhellen! Nach weiterem Tastendruck erscheint die Klingelfunktion. Ich will weder Pipi Langstrumpfmelodie noch irgendwas Kostenpflichtiges, nein kein Bedarf für die Kleine Nachtmusik (woher diese Aversion??),

ich will doch nur alarmiert werden, wenn ein Anruf kommt. Anklopfen nein, nein. Terminplanung nnneieen!! Staumeldungen … Kinoprogramm…Telefonbuch…. Nein, nein, nein und nochmals nein.

Die nächste Taste führt…… zur Kamera. Tatsächlich, vor mir erscheinen die Bilder meines Umfeldes. Ich habe einen Fotoapparat gekauft! Oder noch besser eine unauffällige Kamera für Spione oder gar Spanner. Detlef, Detlef aber auch, so ein Schlingel!

Ich spiele noch eine Weile mit meinem neuen Fotoapparat herum, dann klappe ich ihn zu und verberge ihn in der untersten Schublade einer wenig genutzten Kommode.

Darauf fahre ich zu einem „Dritte-Welt-Laden“ und kaufe mehrere mit Ziegenfell bespannte Trommeln. Einige verschenke ich an meine Freunde, das letzte Instrument behalte ich. Meiner Gewohnheit getreu, nenne ich die Trommel (D)RUMSFEL(L)D, in Anlehnung an jenen chaotischen Amerikaner, der für viel Getöse mit verantwortlich ist in der Welt.

In klaren Nächten, wenn der Schall besonders weit getragen wird, sitze ich mit meiner DRUM auf der Terrasse oder dem Balkon und trommele frech wie OSKAR (bitte nein, kein Nobelpreis, es ist ja keine Blechtrommel) so vor mich hin. Nach einer Weile trägt der Wind leise die Antwort meiner Freunde zu mir. Kommunikation pur*.

Wie oft schon hatte ich dem Versprechen eines Anrufbeantworters vertraut, doch vergeblich auf den Rückruf gewartet!! Wie viele E-Mails habe ich versand – ohne eine Reaktion?!!!

Nein, das Ursprüngliche ist ein Wert an sich, so viel steht für mich fest.

Hier könnte die Geschichte eigentlich enden. Doch…..

Eines Tages kam mein Sohn zu Besuch. „Papa zeig mir endlich dein neues Händi!“

Ich kramte es missmutig hervor. Mein Sohn wählte eine Nummer und…..

ÜBERRASCHUNG: man kann mit den modernen Händis auch telefonieren!!!!!

* für meine Freunde zur Erinnerung mein Gedicht Dialog

Dialog

Ein Dialog, der wissen wollte,

warum nicht funktionieren sollte,

was doch in aller Munde war,

analysierte, was geschah.

Er ging dabei sehr weit zurück:

Dia sind zwei, wie Wege zum Glück;

log kommt von logos - also Wort,

davon sandte er viele fort,

wobei er immer angenommen,

dass diese dann auch angekommen!

Ganz sicher konnte er nicht sein,

denn Reaktion traf selten ein.

Seine Gedanken – unisono

erklärten hier ging´ s nur noch MONO.

Wenn Antwort ausbleibt in der Masse,

ist DIALOG ´ne Einbahnstrasse.

Was ist zu tun, dacht er schockiert,

dass endlich wieder was passiert?

Die Antwort ihm nicht ganz behagte,

weil sie an seinem EGO nagte.

Damit er sich nicht selbst betrog,

wurd´ er fortan zum Monolog.

So oder ähnlich ist ´s gewesen.

Ich mein´, Hauptsache bleibt, man wird gelesen.

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