Mittwoch, 1. August 2007

Überraschung4

Meine Befürchtungen waren der Deutschen Post ziemlich egal. Der braune Umschlag mit dem Schlüssel zum Sesam-Öffne –Dich wurde mir pünktlich gegen Quittungsnachweis zugestellt. Ungeduldig riss ich ihn sofort auf, um dessen Inhalt zu überprüfen, denn mein Gemütszustand hatte jenen Punkt erreicht, an dem es Freude gemacht hätte, das Hotline-Männeken so richtig, aber wirklich so richtig zur Sau zu machen. War nix.

Es gab keinen Anlass dazu – alles war komplett vorhanden: Bedienungsanleitung, der Chip, auch SIM-Karte genannt, und im Begleitschreiben meine geheime PIN-Nummer, der Schlüssel zur Glückseligkeit.

Ich hätte zufrieden seien können, war es aber nicht. Vielleicht deshalb, weil ich ahnte, welche Prüfungen mir noch bevorstanden?

Aber ich hatte auch gelernt. Und so tat ich den ersten Schritt, den ein Vernunft begabtes Wesen von vornherein getan hätte: ich nahm mir die Bedienungsanleitung – eine mehrsprachige Fibel - vor und schaute unter der Rubrik „G“ (schwarz, rot, gold) für „Germany“, also Deutschland nach.

Die Einleitung begann mit einer Danksagung des Herstellers. Das wunderte mich nicht. Alles, was in den USA zu Papier gebracht wird, beginnt mit einem Dank – Amerikaner sind höfliche Menschen und…. zudem Patrioten!

So fiel die Lobpreisung denn auch entsprechend langatmig aus, weil auch auf die Historie zurückgegriffen wurde. Man bedankte sich bei den mutigen Pionieren der Mayflower, die alles erst ermöglicht hatten, bis hin zum heutigen Präsidenten – Gott schütze Amerika – und selbstverständlich auch bei den kreativen Entwicklern, die „das beste Produkt seiner Art, das die Welt je sah“ hervorgebracht hatten. Bei den Aktionären, die mit ihren letzten Cents die Finanzierung besorgten usw., usw.. Am Schluss bedankte man sich bei mir – nicht namentlich aber immerhin als Kunde, der noch viel Freude an dem Produkt haben werde. Solchen amerikanischen Versprechen sollte man skeptisch gegenüber treten!

Auf der nun folgenden Seite stand in fetten Versalien – SICHERHEITSHINWEISE –

Sagte ich folgende Seite ??? Die Sicherheitshinweise erstreckten sich über vier, ich wiederhole: vier ganze Seiten.

Es begann wiederum mit einer Einleitung, die besagte, das dieses Produkt ausschliesslich und zwar unabdingbar nur für den vorgesehenen Einsatzzweck zu verwenden sei, ansonsten keinerlei Haftung!! Eine typische salvatorische Klausel spitzfindiger amerikanischer Rechtsanwälte zur Abwendung millionenschwerer Dollars Entschädigungsansprüchen.

Keine Sorge, liebe Lawyers, ich habe nicht vor das Händi z.B. als Auto zu benutzen!

Ich will meine Langeweile beim Lesen weiterer Hinweise nicht auf den Leser übertragen, deshalb nur noch einige, dafür aber relevante Punkte aus den Sicherheitsvorschriften.

„Das Produkt nie in einer Mirowelle erwärmen!“ Niemals!

„Nie jemanden damit bewerfen, da erhöhte Verletzungsgefahr durch das Metallgehäuse“.

„Das Gerät nicht in irgendeine Körperöffnung Stecken!“ (Aha, mein Händi Detlef gibt seine ersten Geheimnisse preis, es verfügt wohl über einen Vibrationsalarm!!)

„Das Gerät ist nicht geeignet als Ausgleichsmaterial zur Stabilisierung wackeliger Tische.“

(dieser Hinweis gilt wohl vornehmlich den unter dem Sternzeichen „Jungfrau“ geborenen Perfektionisten)

„Nicht auf dem Gerät herumkauen – Vergiftungsgefahr durch Schwermetalle.“

Abschliessend:

„Sollten Sie als Anwender mittels unseres Produktes ein Verbrechen planen, empfehlen wir Ihnen, dies lieber mit einem Wettbewerber Gerät zu tun!“

Die Phantasie amerikanischer Rechtsanwälte ist einfach nicht zu toppen. Grossartig! Besser als Holywood! Ich hatte also erfahren, wozu meine Neuerwerbung nicht taugte. Das war ein erster Schritt. Aber würde ich je herausfinden, welche Geheimnisse mir Detlef noch vorenthielt?

Diese spannende Frage wird wohl in einem anderen Teil der Geschichte beantwortet werden.

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