Mittwoch, 1. August 2007

Überraschung….

Kurz: eine Geschichte, eine Kurzgeschichte

Der Hauspoet denkt nicht nur ökologisch, was er im Nachgang zu seiner Jägerprüfung mittels eines Umweltzertifikates bestätigt bekam, nein, er denkt und handelt auch ökonomisch. Zumindest hat er dies geglaubt, bis er auf die Werbung eines neuen Handys (mit Vertrag) hereinfiel.

Allein schon das Wort „Handy“ hätte ihn zur Vorsicht gemahnen sollen. Immerhin ist ein Handy gewissermassen ein Unding. Handy soll englisch oder amerikanisch vortäuschen, schliesslich sind Anglizismen – Verzeihung – „in“. In beiden Ländern kann sich darunter aber niemand etwas vorstellen. Man könnte evtl. noch hand hold phone sagen aber gebräuchlich und verstanden wird mobile phone.

So viel zu unserer oft bewunderten adaptiven Kraft, die man auch Verballhornung nennen könnte. Dennoch, trotz Abschweifung – geht es in meiner Geschichte um ein Handy – aber da es sich um eine rein deutsche Sprachschöpfung handelt, schreibe ich es von nun an auch so, nämlich Händi.

Wie immer man das Ding auch nennen mag, es geht um eine faszinierende Technik, für die der Hauspoet schon immer ein ausserordentliches Interesse entwickelt hat. Dies auch im fortgeschrittenen Alter. Das erklärt in etwa, warum ein ökonomisch, nicht dem Konsum

verfallener Mensch (sh. mein Gedicht: Konsum)* die Beute von cleveren Marktstrategen wurde. Das geschah nur, weil ich mich auch aus Eitelkeitsgründen aus der Deckung wagte.

Natürlich hatte ich vorher schon ein Händi – pre paid Karte – um mich auch der jüngeren Generation verständlich zu machen. Jedes Mal jedoch, wenn ich zu unserem Kameradentreffen ging, hänselte (Wortspiel mit meinem Namen, toll was?)man mich mit der Frage, ob ich wieder meine Telefonzelle mit dabei hätte.

Nun ich gestehe, klein im Sinne von winzig war mein Mobiltelefon nicht. Aber mit Händen etwa so gross wie ein mittlerer Klodeckel konnte man es schon halten, zumal die Nummern-Tastatur auch mit etwas ungelenken Fingern zu bedienen war. Aber etwas bewundernd fielen meine Blicke schon auf jene kleinen Dinger mit guter Leistung und gut verstaubar so wie sie von meinen Kameraden mit bitte ganz, ganz spitzen Fingern benutzt wurden. Der Werbeboden für ein derartiges Händi war also entsprechend gut gedüngt. Die Falle schnappte zu und ich wurde per Paketpost Eigentümer und Besitzer eines winzigen, flachen, absolut chicen Händis. Hardware nahezu kostenlos, allerdings mit der Preisgabe sämtlicher persönlicher Daten incl. Ausweisnummer und der Kopie meines letzten Wäschebons.

Habe ich von Paket gesprochen? Das war masslos übertrieben. Es war vielmehr ein Päckchen, dessen Inhalt zu 90% aus Verpackung, etwa 10% aus Netzteil und der Rest (ich war nie gut in Mathematik) aus jenem von mir bewunderten Industrieprodukt bestand….

Was ich in meiner Verblendung nicht ahnte: das Päckchen war die moderne Version der Büchse der Pandora.

Wird fortgesetzt….

* zur Erinnerung:

Konsum, einmal anders betrachtet

Als Sokrates einst in Athen

den Markt betrat, sich umzuseh´n,

da sah er hunderte von Dingen,

die für gewöhnliche Freude bringen.

Doch Sokrates, als weiser Mann,

der sah die Sache anders an.

Er sprach: “dies Riesen-Angebot,

das tut doch wirklich gar nicht Not!

Zum Beispiel sehe ich daran,

auf wie viel ich verzichten kann,

desgleichen merk` ich aber auch,

dass ich von alledem nichts brauch!“

So viel Verzicht tut wirklich gut.

Chapeau, mein Freund, ich zieh den Hut!

Betracht ich allen meinen Kram,

dann überfällt mich fast die Scham.

Andersherum bin ich indes

nicht Philosoph, wie Sokrates!

Vielleicht konnt` der es sich nicht leisten?

Zerfrass der Neid ihn, wie die meisten?

Er gilt doch heut` noch als Genie,

das Ende wär ´s mit Philosophie!

Ich wag´ es mir kaum auszudenken,

und werd` mich deshalb drauf beschränken,

auf´ s Recht, dass jeder auf der Erde

nach seiner Facon selig werde.

Das Letztere ist ein Zitat,

das Preussens Friedrich einstmals tat.

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