Tradition………?
Das Vorstehtreiben war beendet, die Strecke fein säuberlich gelegt: Hasen, Kaninchen Fasanenhähne, Enten, Schnepfen und Tauben, wie es sich gehört, feierlich verblasen. Zufriedenheit machte sich auf allen Gesichtern breit, nicht einmal das erlegte Wild hatte Einwände….jedenfalls wurde von dieser Seite kein Protest wahrgenommen. Kurz – um des Waidmannsglück an diesem Tage perfekt zu machen, fehlte nur noch der krönende Abschluss: das Schüsseltreiben ( nicht eingeweihten der Zunft lässt sich dieses auf alte Bräuche zurückzuführende gesellschaftliche Beisammensein einer Jagdgesellschaft mit „Fressen und Saufen“ bis zum Abwinken am anschaulichsten erklären).
Es geschah also.
Jäger und Treiber (mithin alle ohne –in am Ende, wo kämen wir gestandenen Mannsbilder sonst hin??) hatten in bunter Reihe Platz genommen, also nicht nach Gutsherrenart getrennt,
nein, wir auf dem Lande wissen wahre Demokratie zu leben!
Mein (Jagd)freund – zugleich Revierinhaber und Jagdleiter – hielt eine jener wundervollen, dem Waidmann zu Herzen gehende Dankesrede, bei der letztlich das Horrido endlich auch den unaufmerksamsten Jagdgast ein begeistertes..“ IDO“ der mit Alkohol reichlich umspülten Kehle entlockte.
Nun wurde ich als Jungjäger der Runde mit folgenden Worten vorgestellt:
„Hans, du hast deine erste Treibjagd als Vorstehschütze hinter dir, ich weiss nicht, ob du etwas erlegt hast….
Moment mal, mein Freund, – habe ich nicht im letzten Treiben mit dem ersten Schuss einen wunderbaren Hahn erlegt…… den habe ich doch persönlich bei dir abgeliefert, da bin ich schon- wie soll ich sagen, ein Bisschen irritiert – (not amused – auf Neudeutsch). Aber Hans, halt dich zurück und schluck den Protest ´runter.
Es geschah wiederum also!
Nun wurde das Loblied der Treiber gesungen und ein fixer Junge dadurch geehrt, dass man ihn zum Obertreiber ernannte. Doch ohne Zeremonie läuft gar nichts. Der arme Kerl wurde ergriffen, zu einem Richtertisch geschleppt und mit jagdlichen Fragen bombardiert. Kam keine richtige Antwort, musste der Kandidat –oder Delinquent – zwei nicht eben geizig gefüllte Gläser mit heimischen Kornschnaps versenkten. Ihm zur Seite standen zwar 2 Adjutanten, die er befragen konnte, aber dann war immer sofort ein Glas fällig. Als die Gesellschaft der Meinung war, der richtige Pegel sei erreicht – schritt man zum Höhepunkt dieser traditionellen Handlungsweise: der Treiber, oder in diesem Fall der eher Getriebene, wurde über den Tisch gelegt und sein Hinterteil unter Sinnsprüchen mit dem blanken Stahl eines Waidblattes dreimal malträtiert: habemus super- ejektor!
Ein gestandener Waidmann, der neben mir sass, bedauerte:“ Schade, dass du „Schneider“ (wie beim Skat jemand , der keinen Stich gekriegt hat) geblieben bist, dann hätten wir dich endgültig zum Jäger geschlagen. Weißt du, das ist immer sehr lustig….. entweder muss der Kandidat wie ein Hund mit den Zähnen einen Hasen oder ein Kaninchen apportieren… oder was auch immer viel Spass bringt, aus den Flintenläufen Schnaps trinken und als Höhepunkt
klatscht man ihm mit drei Schlägen des Waidblatts auf den nackten..
Wie schrecklich.. ich mag gar keine Hasen, auch ein Gemisch Schnaps-Ballistol-und Nitrorückstände widerspricht meinem gepflegten Lebensstil. Ebenso wenig hätte ich genug Blähungen gehabt, um übel riechende Winde als Rache verstreichen zu lassen, um martialischer Traditionen gebührend zu begegnen. Und mit einem Mal machte es “ klick“ in meinem Gehirn… es dankt dir ganz herzlich mein Freund
Dein Jäger Hans
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