Samstag, 2. Februar 2008

Preiserhöhungen

Na, klar, habt ihr es schon bemerkt, Mythologie ist ein Steckenpferd von mir. Die Griechische/Römische hat es mir besonders angetan, weil die Gottheiten dort mit den menschlichen Schwächen ausgestattet sind und diese somit herrlich karikieren.

Nehmen wir das Beispiel des Gottes Hermes /Merkur. Ihr kennt ihn unter seinem Beruf als Götterboten aber er ist auch der Gott der Kaufleute und Diebe. Richtig gelesen: D i e b e … und das im Zusammenhang mit den Kaufleuten!

Erstaunlich, wie prophetisch doch die ollen Griechen waren. Sie sahen Kartelle, Monopole, Preisabsprachen, Spekulationen und dergleichen unverzichtbare Verhaltensweisen gieriger Manager voraus. Kommt weniger in die Kassen, d.h. hat man Gewinnerwartungsverluste, muss man die Preise einfach erhöhen, der Verbraucher zahlt ´s ohne murren, na, jedenfalls manchmal.

Ich bin Verbraucher und heisse deshalb so, weil ich verbraucht werde; ganz langsam aber sicher, gewissermassen von innen ausgesogen, regelrecht geplündert. Schuld sind die Merkurjünger, die unaufhaltsam aber stetig an meinen Finanzen saugen. Das geschieht erst langsam, damit man es nicht sofort merkt. Aber dann nimmt sie unaufhörlich Fahrt auf, die Preiserhöhung. Energie –patsch, Benzin –patsch, Verbrauchssteuern -patsch, Gebühren -patsch, Dienstleistungen –patsch, patsch, immer einen Schlag drauf, direkt in das Gesicht des Verbrauchers. Soll ich warten, bis ich ganz verbraucht bin? Nein, die Zeit ungewöhnlicher Strategien ist angebrochen. Ich habe davon eine ausprobiert.

Ort des Geschehens war der Laden meines Getränkehändlers. Als solidarischer Bürger kaufe ich in Treue fest dort seit meiner Ansiedlung mein Bier – regional orientiert aus dem Sauerland, man ist es der Region schuldig, schliesslich lebt man ja hier. Ich reiche, um meinen Einkauf zu bezahlen, einen 20-Euroschein über den Tresen ( wie üblich). „Das reicht nicht,“ sagt mein Händler. „Wieso?“ frage ich erstaunt, “ich müsste doch mindestens 1,50 Euro wieder heraus bekommen!“ „Die Brauerei und der Brunnenabfüller haben die Preise um jeweils einen Euro erhöht!“ Er hält die Hand für den Restbetrag auf. Ich nehme den 20-Euroschein zurück, zücke meinen Kugelschreiber und notiere etwas auf den Schein, den ich dann mit elegantem Schwung retourniere. „Was soll das?“ schimpft mein verblüffter Merkurjünger. „Ich habe soeben den Wert meines 20-Euroscheins auf Euro 21,50 erhöht,“ erkläre ich meinem verdatterten Gegenüber,

der der Korrektur auf dem Schein fassungslos entgegenstaunt.

Ich bin Betriebswirt – und mein Schutzgott heisst M e r k u r. Mit mir also nicht!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Herr Witteborg, Sie verblüffen mich immer mehr. So einfach geht das also.
Muss ich mir merken.
Herrlich Ihr Galgenhumor!
Gruß
Franz-Josef Stengel