Frühling
Ein Weckruf geht durch´s ganze Land:
der Frühling sprengt die ersten Blüten frei.
Beharrlich hält am Wegesrand
ein Häuflein Schnee sich bis zum frühen Mai!
Die Vögel albern tirilieren,
bevor die schönsten Melodien erklingen:
das ist ein Jauchzen und Poussieren
und lässt das Herz dir höher springen.
Gewisper- heimelich getauscht
unter des Kirschbaums Blütenpracht:
der Lenz die Sinne hat berauscht,
ein sanfter Mond begleitet süsse Liebesnacht.
Es ist die Zeit, in der die Winterstarre fällt,
ein Jeder spürt die Lebenslust erwachen.
Veränderung ergreift die ganze Welt
und Trübsinn wird verdrängt durch fröhlich` Lachen.
Der Frühling scheint dir alle Lust zu geben.
Dein Herz verführt zu ziemlich dummen Sachen!
Und leben willst du – einfach nichts als leben!
*
Sommer
Die Sonne kitzelt meine Nase,
ich lieg` entspannt im hohen Grase
und seh` in tiefer Seelenruh
den fleiss´gen Krabbeltieren zu.
Ein Sommerwind streift mein Gesicht,
wohin mein Blick auch fällt- nur wunderbares Licht.
Zitronenfalter tanzen nah an mir vorbei,
als ob sie Flügelschlagen nach einer Melodei.
Der weite Himmel zeigt ein ungetrübtes Blau,
und flimmernd zittert warme Luft wohin ich schau,
sie trägt den Duft unzähl´ger Wiesenblüten
zu mir, als sollt ich deren Vielfalt hüten.
Ein Köpfchen nickt im Grase auf und ab:
zwei dünne Beinchen halten`s Bachstelzchen auf Trapp.
Ganz in der Nähe nuschelt Wasser vor sich hin,
gluckst und mummelt wie eine aufgeschreckte Jin.
Der goldene Ball am Himmel unerbittlich strahlt,
es ist die Einzigartigkeit mit der er prahlt!
Die Augen schliess ich, denn die Sonne sticht,
zu aggressiv und gleissend wird ihr Licht.
Ich seh´ im Traum das Meer und weissen Strand-
und wache auf, es schmerzt der Sonnenbrand.
*
Herbst
Die lauen Sommernächte sagten uns adé,
statt lauem Hauch durchkämmen Winde die Allee.
Bunt färben Blätter sich, bevor sie dann als Laub
braun und erschlafft herunter trudeln in den Staub.
Längst ist die Ernte eingefahren
und Früchte überreichlich waren
der Lohn der Arbeit fleiss´ger Landwirtshände.
Wer diese Gaben uns gewährt, gebührt am Ende
der Ernte Dank, den Kirchenglocken künden, landesweit.
Mensch und Natur erwarten eine ruhige Zeit.
Oktobersonne müht sich schwach zur späten Traubenreife,
es scheint, als wenn der Sommer noch zum letzten Strohhalm greife!
Nebel steh´n über verschwommenen Wäldern
Sie wabern taumelnd wie ein Hauch auf Wiesen und auf Feldern.
Kraniche, schreiend, zieh`n vorüber- kämpfend mit dem Wind.
Ein Wunder, wie ein jedes Tier den rechten Platz wohl find?
November ist´s, der Totenmonat hat sich zugesellt
und Nieselregen ständig als Begleiter fällt.
Das Tageslicht verkriecht sich: herrschen tut das Dunkel;
und wenig Hoffnung bleibt auf Sternenglitzer und Gefunkel.
Der Winter, ja Dein Winter stellt sich ein,
bald wird es eisig kalt und dunkel um Dich sein!
*
Winter
Die Hecken kahl, gespensterhaft die Wälder,
aus rauer Erde wagt sich zaghaft grün
die Wintersaat. Furchengeordnet sind die Felder
über die vereinzelt Rabenvögel zieh´n.
Noch hat der Eiswind aus Nordosten
die Starre nicht auf Bach und Teiche ausgedehnt
er schläft nicht, lauert auf dem Posten,
hat seine Zeit schon lang herbeigesehnt.
Den Himmel überdeckt ein schmutzig Grau:
der Winter mag die Farben nicht
er zeigt sich lebensfeindlich rau
verdrängt recht früh das Tageslicht.
und plötzlich wie von Zauberhand
fall`n aus dem Grau kristallne, grosse Flocken
sie tanzen, wirbeln, sinken auf das Land
und bleiben dicht gedrängt als weisse Decke hocken.
Im Nu verändert sich das Bild,
es strahlt im ungeahnten Licht
die Landschaft grad noch öd und wild
weisssblendend dir ins Auge sticht.
Auf Rhododendren, Buchs und Fichten
dem wenig noch verbliebnen Grün
legt sich der Schnee in dicken Schichten
grad so als wollt er sich bemüh´n
die Pflanzen schützend zu umfangen
mit einem Hauch von Wattepracht
die wärmend schmiegsam umgehangen
sie schützt vor bittrer Winternacht.
Ein einzel Röslein arg zerzaust
lugt aus dem Beet hervor,
das Leben ist vorbei gebraust
mit ihm der letzten Liebe Chor.
Es klammert sich ein einsam Blatt
verzweifelt noch am Ast
es müht und zappelt bis es matt
ein Windhauch es erfasst.
Du bist gewiss, der Lenz kommt doch
ganz sicher jedes Jahr –
fragst dich wie wenige Winter noch?
und sitzt mit feuchten Augen da!
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