Samstag, 10. Februar 2007

Vier Jahreszeiten

Frühling

Ein Weckruf geht durch´s ganze Land:

der Frühling sprengt die ersten Blüten frei.

Beharrlich hält am Wegesrand

ein Häuflein Schnee sich bis zum frühen Mai!

Die Vögel albern tirilieren,

bevor die schönsten Melodien erklingen:

das ist ein Jauchzen und Poussieren

und lässt das Herz dir höher springen.

Gewisper- heimelich getauscht

unter des Kirschbaums Blütenpracht:

der Lenz die Sinne hat berauscht,

ein sanfter Mond begleitet süsse Liebesnacht.

Es ist die Zeit, in der die Winterstarre fällt,

ein Jeder spürt die Lebenslust erwachen.

Veränderung ergreift die ganze Welt

und Trübsinn wird verdrängt durch fröhlich` Lachen.

Der Frühling scheint dir alle Lust zu geben.

Dein Herz verführt zu ziemlich dummen Sachen!

Und leben willst du – einfach nichts als leben!

*

Sommer

Die Sonne kitzelt meine Nase,

ich lieg` entspannt im hohen Grase

und seh` in tiefer Seelenruh

den fleiss´gen Krabbeltieren zu.

Ein Sommerwind streift mein Gesicht,

wohin mein Blick auch fällt- nur wunderbares Licht.

Zitronenfalter tanzen nah an mir vorbei,

als ob sie Flügelschlagen nach einer Melodei.

Der weite Himmel zeigt ein ungetrübtes Blau,

und flimmernd zittert warme Luft wohin ich schau,

sie trägt den Duft unzähl´ger Wiesenblüten

zu mir, als sollt ich deren Vielfalt hüten.

Ein Köpfchen nickt im Grase auf und ab:

zwei dünne Beinchen halten`s Bachstelzchen auf Trapp.

Ganz in der Nähe nuschelt Wasser vor sich hin,

gluckst und mummelt wie eine aufgeschreckte Jin.

Der goldene Ball am Himmel unerbittlich strahlt,

es ist die Einzigartigkeit mit der er prahlt!

Die Augen schliess ich, denn die Sonne sticht,

zu aggressiv und gleissend wird ihr Licht.

Ich seh´ im Traum das Meer und weissen Strand-

und wache auf, es schmerzt der Sonnenbrand.

*

Herbst

Die lauen Sommernächte sagten uns adé,

statt lauem Hauch durchkämmen Winde die Allee.

Bunt färben Blätter sich, bevor sie dann als Laub

braun und erschlafft herunter trudeln in den Staub.

Längst ist die Ernte eingefahren

und Früchte überreichlich waren

der Lohn der Arbeit fleiss´ger Landwirtshände.

Wer diese Gaben uns gewährt, gebührt am Ende

der Ernte Dank, den Kirchenglocken künden, landesweit.

Mensch und Natur erwarten eine ruhige Zeit.

Oktobersonne müht sich schwach zur späten Traubenreife,

es scheint, als wenn der Sommer noch zum letzten Strohhalm greife!

Nebel steh´n über verschwommenen Wäldern

Sie wabern taumelnd wie ein Hauch auf Wiesen und auf Feldern.

Kraniche, schreiend, zieh`n vorüber- kämpfend mit dem Wind.

Ein Wunder, wie ein jedes Tier den rechten Platz wohl find?

November ist´s, der Totenmonat hat sich zugesellt

und Nieselregen ständig als Begleiter fällt.

Das Tageslicht verkriecht sich: herrschen tut das Dunkel;

und wenig Hoffnung bleibt auf Sternenglitzer und Gefunkel.

Der Winter, ja Dein Winter stellt sich ein,

bald wird es eisig kalt und dunkel um Dich sein!

*

Winter

Die Hecken kahl, gespensterhaft die Wälder,

aus rauer Erde wagt sich zaghaft grün

die Wintersaat. Furchengeordnet sind die Felder

über die vereinzelt Rabenvögel zieh´n.

Noch hat der Eiswind aus Nordosten

die Starre nicht auf Bach und Teiche ausgedehnt

er schläft nicht, lauert auf dem Posten,

hat seine Zeit schon lang herbeigesehnt.

Den Himmel überdeckt ein schmutzig Grau:

der Winter mag die Farben nicht

er zeigt sich lebensfeindlich rau

verdrängt recht früh das Tageslicht.

und plötzlich wie von Zauberhand

fall`n aus dem Grau kristallne, grosse Flocken

sie tanzen, wirbeln, sinken auf das Land

und bleiben dicht gedrängt als weisse Decke hocken.

Im Nu verändert sich das Bild,

es strahlt im ungeahnten Licht

die Landschaft grad noch öd und wild

weisssblendend dir ins Auge sticht.

Auf Rhododendren, Buchs und Fichten

dem wenig noch verbliebnen Grün

legt sich der Schnee in dicken Schichten

grad so als wollt er sich bemüh´n

die Pflanzen schützend zu umfangen

mit einem Hauch von Wattepracht

die wärmend schmiegsam umgehangen

sie schützt vor bittrer Winternacht.

Ein einzel Röslein arg zerzaust

lugt aus dem Beet hervor,

das Leben ist vorbei gebraust

mit ihm der letzten Liebe Chor.

Es klammert sich ein einsam Blatt

verzweifelt noch am Ast

es müht und zappelt bis es matt

ein Windhauch es erfasst.

Du bist gewiss, der Lenz kommt doch

ganz sicher jedes Jahr –

fragst dich wie wenige Winter noch?

und sitzt mit feuchten Augen da!

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